Skandal um Flatrate-Bordell:Anklage gegen Sexclub-Chefin

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Gegen die Chefin des Flatrate-Bordells Pussy Club wird Anklage erhoben. Die Vorwürfe: Menschenhandel und Sozialversicherungsbetrug. Seit Juni sitzt sie in Untersuchungshaft.

Erst machte sie mit Flatrate-Partys im Bordell Schlagzeilen, jetzt muss eine 25-Jährige Chefin eines Sexclubs sich wegen Menschenhandels und Sozialversicherungsbetruges vor Gericht verantworten.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen die Geschäftsführerin des Bordells Pussy Club in Fellbach erhoben, wie die Stuttgarter Nachrichten berichteten.

Die 25-Jährige und fünf Mitangeklagte sollen die Sozialversicherungen um zwei Millionen Euro betrogen haben. Seit einer Razzia im Pussy Club im Juni dieses Jahres sitzt die Frau in Untersuchungshaft, der Sexclub wurde - auch wegen katastrophaler hygienischer Bedingungen - geschlossen.

Das Verfahren vor der großen Wirtschaftskammer des Landgerichtes Stuttgart soll demnächst eröffnet werden. Die Staatsanwaltschaft wollte die Erhebung der Anklage auf Anfrage von sueddeutsche.de noch nicht offiziell bestätigen.

Auch die Anwältin der angeklagten Rumänin sagte, sie werde sich erst dazu äußern, wenn die Anklageschrift vorliege.

Der Pussy Club in Fellbach und weitere Filialen in Heidelberg, Wuppertal und Berlin hatten mit Flatrate-Angeboten bundesweit Schlagzeilen gemacht. Für einen festen Betrag von 70 oder 100 Euro gab es Sex, soviel das Freierherz begehrte. Von den 50 bis 100 Prostituierten im Fellbacher Club konnten die zahlunhgswilligen Herrschaften ungbegrenzt sexuelle Dienstleistungen verlangen. Getränke gab es umsonst dazu.

Der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech (CDU) bezeichnete die Angebote im Sommer als "unmenschlich und ausbeuterisch" und forderte, sie per Gesetz bundesweit zu verbieten.

Auf diesen Flatrate-Partys fußt nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten nun auch die Anklage der Staatsanwaltschaft. Die meisten Prostituierten werden vom Finanzamt wie Selbstständige behandelt und zahlen in Baden-Württemberg pro Arbeitstag eine Pauschalsteuer von 25 Euro.

Die Staatsanwaltschaft nehme nun an, dass die Sex-Flatrate der Selbstständigkeit widerspricht und erhebe den Vorwurf der Scheinselbständigkeit, berichtet die Zeitung.

Schließlich gebe es für die Frauen keine unternehmerische Freiheit mehr. Angebot, Leistung und Preis könnten nicht mehr frei ausgehandelt werden. Die Chefin des Fellbacher Pussy Clubs, der am Tag 12.000 Euro Gewinn gemacht haben soll, habe somit Sozialversicherungsbeiträge in Millionenhöhe hinterzogen.

Der zweite Anklagepunkt Menschenhandel stützt sich auf Vorwürfe einer rumänischen Prostituierten, die früher im Pussy Club Heidelberg gearbeitet hat. Sie steh inzwischen selbst wegen eines Raubüberfalls auf eben diesen Club vor Gericht.

Der ehemalige Flatrate-Puff hat inzwischen einen neuen Namen bekommen. Sein Besitzer Marcus Prinz von Anhalt eröffnete ihn nach der Zwangsschließung des Pussy Clubs im September als FKK-Haus neu. Wie lange es das Bordell noch geben wird, ist allerdings unklar. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten von vergangener Woche läuft der Mietvertrag in zwei Jahren aus.

© sueddeutsche.de mit Material von dpa/bsj - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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