Skandal in Köln:Bauleiter muss Posten räumen

Personelle Konsequenzen nach dem Pfusch beim Kölner U-Bahnbau: Zwei Bauleiter und ein Polier sind suspendiert worden - sie sollen Strippenzieher des Betrugs sein.

Johannes Nitschmann

Die Aufdeckung krimineller Machenschaften beim Kölner U-Bahn-Bau hat zu ersten personellen Konsequenzen geführt. Ein Sprecher des Baukonzerns Bilfinger Berger bestätigte am Dienstag auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, das Unternehmen habe bereits Anfang Februar einen Oberbauleiter, einen Bauleiter und einen Polier suspendiert. Die Freistellung sei nach Bekanntwerden staatsanwaltschaftlicher Strafermittlungen gegen die drei leitenden Mitarbeiter erfolgt, denen organisierte Betrügereien auf den Kölner U-Bahn-Baustellen vorgeworfen werden.

U-Bahnbau, Köln, ddp

Die suspendierten Männer sollen beim Bau der U-Bahn Protokolle manipuliert haben - um zu vertuschen, dass weniger Beton als vorgeschrieben eingebaut wurde.

(Foto: Foto: ddp)

Oberstaatsanwalt Günther Feld erklärte der Süddeutschen Zeitung, gegen zwei Bauleiter werde seit geraumer Zeit wegen der "Fälschung von Messdaten" ermittelt. Gegen einen Polier und weitere Mitarbeiter seien vor einer Woche Strafermittlungen wegen des Diebstahls und der Unterschlagung von Baumaterial eingeleitet worden.

Bei ihren Ermittlungen wegen des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs waren die Fahnder darauf gestoßen, dass Bauprotokolle bei der Betonierung von Schlitzwänden in den U-Bahnschächten manipuliert worden waren. Es besteht der Verdacht, dass die bei den bis zu 40 Meter hohen und über vier Meter breiten Sicherungswänden in den Baugruben weitaus weniger Beton verarbeitet worden ist, als dies die Protokolle ausweisen. Zudem hatte vor zwei Wochen ein Zeuge offenbart, dass nur ein Drittel der zur Stabilisierung notwendigen Eisenbügel in den Schlitzwänden verarbeitet worden seien. Ein Großteil des Baustahls sei an Schrotthändler verhökert worden.

Unterdessen hat der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) dem Vorstandsvorsitzenden von Bilfinger Berger, Herbert Bodner, in einem Schreiben vorgeworfen, die Kölner Bevölkerung durch eine desaströse Informationspolitik zu verunsichern. "Täglich wächst die Angst, weil immer neue Mängel bei der Bauausführung bekannt werden." Unverständnis äußerte Kölns OB über die Äußerung Bodners, bei der computergesteuerten Erstellung der Bauprotokolle seien "vielleicht aus Software-Unverständnis" Fehler gemacht worden. Das "relativ komplizierte Verfahren" habe womöglich "den einen oder anderen überfordert". Roters erklärte, bei einem "sicherheitsrelevanten" Projekt wie dem U-Bahn-Bau erwarte er "einen anderen Umgang mit Messergebnissen".

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