Neun Beamte sind betroffen
Eklige Aufnahmerituale, fragwürdige Hubschrauber-Selfies und Mobbingvorwürfe: Nach den Skandalen um ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Kölner Polizei wird die Einheit aufgelöst.
Die Auflösung betrifft neun Beamte: Vier müssen das SEK verlassen - sie werden innerhalb der Kölner Polizei versetzt. Den fünf anderen Beamten wurde in Absprache mit dem NRW-Innenministerium angeboten, sich einem SEK außerhalb Kölns anzuschließen.
Köln:SEK-Polizisten sollen Anwärter tagelang gefesselt haben
An einen Kollegen festgebunden - und das tagelang: Die Staatsanwaltschaft in Köln prüft, ob es in einem Spezialeinsatzkommando ein brutales Aufnahmeritual gab.
Die Entscheidung sei getroffen worden, um "frühestmöglich die Weichen für einen Neuaufbau zu stellen und das SEK in vollem Umfang wieder handlungsfähig zu machen", teilte der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers jetzt mit. In Köln gibt es drei verschiedene SEK; die Vorwürfe betreffen nur eine der drei Gruppen.
Legal, aber beamtenrechtlich inakzeptabel
Den Polizisten war vorgeworfen worden, zwei Mitglieder bei Aufnahmeritualen gedemütigt und erniedrigt zu haben. Sie sollen ihre neuen Kollegen aufgefordert haben, "auf dem Boden vor einem sitzenden Kommandomitglied kniend ein aus einer Tsatsiki-Knoblauch-Chili-Mischung hergestelltes Eis zu essen, welches ekelerregend schmeckte". Die Liste der fragwürdigen Praktiken ist umfangreich, auch wenn sich die Zeugenaussagen sich in den Einzelheiten unterscheiden. Auch nach dem Aufnahmeritual sei einer der beiden weiter gemobbt worden.
Seit Bekanntwerden der Vorwürfe im Juni wurde das SEK nicht mehr eingesetzt. Strafrechtliche Konsequenzen gab es nicht. Das Verhalten sei legal, aber "eine Frage von Moral und Anstand und beamtenrechtlich in keiner Weise akzeptabel", so hatte sich Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) geäußert.
Fast zeitgleich war bekannt geworden, dass ein ehemaliger Leiter des Kommandos einen Hubschrauberflug für private Fotos genutzt haben soll. In diesem Fall ermittelt die Aachener Staatsanwaltschaft derzeit noch.