Nach dem Untergang der Luxusyacht Bayesian vor der Küste Siziliens ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft wegen Totschlags. Das kündigte die Staatsanwaltschaft am Samstag an, die Untersuchung richte sich derzeit nicht gegen eine einzelne Person. Bei dem Unglück kamen sieben Menschen ums Leben. Unter ihnen befand sich unter anderem der britische Software-Unternehmer Mike Lynch sowie seine 18-jährige Tochter.
Erst am Freitag hatten Rettungstaucher deren Leiche geborgen. Sie befand sich in dem in 50 Meter Tiefe liegenden Wrack. Sie war die letzte von sieben Vermissten, nachdem die Luxusyacht in einem Sturm am Montagmorgen vor dem Hafen von Porticello gekentert war. Am Donnerstag war die Leiche ihres Vaters geborgen worden.
An Bord der Bayesian waren 22 Menschen, von denen sich 15 retten konnten, darunter Lynchs Frau Angela Bacares, auf die das Schiff zugelassen ist. Grund für das Unglück war ein schweres Gewitter, das in der Nacht zu Montag aufzog. Das Boot lag vor Porticello in der Nähe von Palermo. Ein Wassertornado brachte das Boot zum Kentern. Die etwa 50 Meter lange Yacht fuhr unter britischer Flagge.
Ob die Crew Fehler begangen hat, ist unklar
Experten rätseln, weshalb ein Boot wie die 56 Meter lange Bayesian dem Sturm nicht standhielt und innerhalb weniger Minuten unterging. Der Chef des Mutterkonzerns Italia Sea Group des Bootsbauers Perini, Giovanni Costantino, sprach in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters von einer „Serie unbeschreiblicher, unvernünftiger Fehler“. Die Frage ist unter anderem, ob Luken und Türen offen waren, die angesichts des Sturms hätten geschlossen sein müssen. Ob das so zutrifft, ist bislang nicht geklärt. Die Küstenwache hat den Kapitän, James Cutfield, und die acht überlebenden Crew-Mitglieder im Auftrag der Ermittlungsbehörden befragt.
Aufschluss erhoffen sich die Ermittler von der sogenannten Blackbox der 56-Meter-Yacht, die allerdings noch nicht entdeckt wurde. Zudem wollen sie vor einer Ausweitung der Ermittlungen die Bergung des Schiffs abwarten. Dies wird nach Schätzung von Experten mindestens zwei Monate dauern. Die 500-Tonnen-Yacht – eines der größten Segelschiffe der Welt – liegt einen Kilometer vor dem kleinen Hafen Porticello auf dem Meeresgrund. Die Staatsanwaltschaft schloss aber auch nicht aus, dass zuvor schon einige Beteiligte namentlich in ein Register der Verdächtigen eingetragen werden. Dies würde ihnen nach italienischem Recht Zugang zu den Akten erlauben.
Der 59-jährige Lynch war Mitgründer der Softwarefirma Autonomy, die 2011 für elf Milliarden Dollar an den US-Konzern Hewlett Packard verkauft wurde. Erst vor wenigen Wochen wurde Lynch in einem Betrugsprozess in den USA rund um den Autonomy-Deal freigesprochen. Auf der Yacht wollte er offenbar mit Freunden und Unterstützern seinen Prozesserfolg feiern.