Baden-Württemberg:14-Jähriger soll 13-Jährigen getötet haben

Nach Tötungsdelikt an einem 13-Jährigen

Ein Einmalhandschuh liegt nahe des mutmaßlichen Tatorts.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Ein Junge wird in Sinsheim-Eschelbach tot aufgefunden. Nahe der Leiche nimmt die Polizei einen polizeibekannten Teenager fest. Inzwischen wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen.

Nach dem Tod eines 13-jährigen Jungen in Sinsheim-Eschelbach (Baden-Württemberg) ist gegen einen 14-jährigen Verdächtigen Haftbefehl erlassen worden. Das gaben die Ermittler auf einer Pressekonferenz bekannt. Demnach ist der Junge verdächtig, das ein Opfer mit einem Messer getötet zu haben. Die Leiche des Jungen war am Mittwochnachmittag an einem Waldrand gefunden worden. Der Tatverdächtige war in der Nähe festgenommen worden. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen, die Staatsanwaltschaft sieht das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt.

Angaben der Polizei zufolge hatte der verdächtige Jugendliche beim Eintreffen der Beamten noch ein Messer in der Hand und trug Blutspuren an sich. Der Verdächtige habe nicht überwältigt werden müssen und habe nach einer Aufforderung das Küchenmesser fallen lassen. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

Die Beamten gehen davon aus, dass sich die beiden Jugendlichen kannten. "Wir haben noch viel zu ermitteln", sagte Siegfried Kollmar , Leiter der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg, bei einer Pressekonferenz. Unter anderem stehe noch das schriftliche Ergebnis der Obduktion und eine Auswertung von Handydaten aus. Auch im schulischen Umfeld der Jugendlichen solle ermittelt werden.

Nach bisherigen Erkenntnissen sei der 13-Jährige unter einem Vorwand an Waldrand gelockt worden. Nach einer "gewissen Wegstrecke", so sagte der Beamte, habe der Verdächtige den Jungen wohl mit mehreren Stichen getötet. Die genaue Rolle eines weiteren, noch strafunmündigen Kindes, welches sich am Tatort befand, sei noch unklar. Als mögliches Motiv nannten die Ermittler Eifersuchtsstreitigkeiten, betonten jedoch, es werde noch weiter ermittelt. Der Verdächtige selbst habe bislang keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht.

Der Sinsheimer Oberbürgermeister Jörg Albrecht zeigte sich bestürzt. "Die Betroffenheit ist groß, das trifft einen Ort ins Mark", sagte der Rathauschef. In seinen neun Jahren an der Stadtspitze habe er so etwas Schlimmes nicht erlebt. Bei einer Pressekonferenz sprach Albrecht der Familie des Opfers im Namen der Bevölkerung sein "tief empfundenes Mitgefühl" aus. Die Tat liege wie ein "Schatten über der Stadt". Krisenteams würden Schülerinnen und Schüler nun betreuen. Ihm falle nicht viel ein, das ihm bislang so unter die Haut gegangen sei, sagte der Bürgermeister.

"Es gibt keinen Anlass, in Panik zu geraten"

Auch im Stadtteil Eschelbach, wo der Tatort liegt, saß der Schock tief: Ortsvorsteher Wolfgang Maier sagte, dass sein Telefon nicht stillgestanden habe. "Die Leute machen sich Sorgen, aber ich konnte sie entschärfen." Er fügte hinzu: "Wir sind ein kleines Dorf, es ist harmonisch, so soll es bleiben." Auch Albrecht gab mit Blick auf etwaige Befürchtungen von Eltern von Schülern oder Kita-Kindern Entwarnung: "Es gibt keinen Anlass, in Panik zu geraten."

Theoretisch stünde für den Tatverdächtigen eine Höchststrafe von zehn Jahren Jugendstrafe im Raum, sagte Staatsanwalt Andreas Herrgen. Konkrete Anhaltspunkte, dass der dringend Tatverdächtige nicht schuldfähig sei, gebe es nicht. Doch dies werde noch weiter mit Experten untersucht.

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um denselben Jungen, der an einer Realschule im vergangenen November in Östringen (Kreis Karlsruhe) einen damals 13-Jährigen mit einem Messer schwer verletzt hat. Der Angreifer kam nach der Pause in das Klassenzimmer seines Opfers und fügte ihm mehrere Stichverletzungen am Oberkörper zu. Der schwer verletzte Schüler wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen. Hintergrund soll ein monatelanger Streit der damaligen Siebtklässler gewesen sein. Zu diesem Zeitpunkt war der Angreifer aber noch nicht strafmündig. Nach deutschem Recht sind Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren nur "bedingt strafmündig".

Zur SZ-Startseite
Hamburg: Zoll stellt mehr als 16 Tonnen Kokain sicher

Kriminalität
:Hamburger Zoll stellt mehr als 16 Tonnen Kokain sicher

Es handelt sich um die größte jemals in Europa sichergestellte Menge des Rauschgifts - im Straßenverkauf hätte sie Milliarden gebracht. In den Niederlanden wurde bereits ein Tatverdächtiger festgenommen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: