Sinai-Halbinsel:Britisches Ehepaar in Ägypten entführt - und freigelassen

Sie wollten gerade Geld wechseln gewesen sein, als sie von einer Gruppe Bewaffneter entführt wurden: Zwei britische Touristen sind in Ägypten in die Gewalt militanter Beduinen geraten. Nach nur einer Stunde wurden die beiden wieder freigelassen.

Während Ägypten sich derzeit in Berlin auf der Reisemesse ITB von seiner sorglosen Sonnenseite präsentiert, haben Angehörige eines Clans von Waffenschmugglern auf der Sinai-Halbinsel ein britisches Ehepaar entführt. Die beiden maskierten Männer verschleppten die Briten nach Angaben aus Sicherheitskreisen, als diese an einer Bank in der Stadt Ras Sidr am Roten Meer anhielten, um Geld zu wechseln.

Nachdem die Polizei örtliche Beduinenscheichs um Vermittlung gebeten hatte, wurde das Paar dem ägyptischen Nachrichtenportal Al-Ahram zufolge nach etwa einer Stunde wieder freigelassen. Al-Ahram meldete, bei den Entführten handele es sich um den Vorsitzenden der ägyptischen Niederlassung des Energieunternehmens ExxonMobil und um dessen Frau.

Die Entführer wurden von der Polizei als Angehörige eines Beduinenstammes von der südlichen Sinai-Halbinsel identifiziert. Die Geiselnehmer wollten zwei Verwandte freipressen, die wegen Waffenschmuggels in Alexandria im Gefängnis sitzen. Diese waren in der westlichen Region Marsa Matruh an der Grenze zu Libyen festgenommen worden. Laut Al-Ahram ließen die Entführer ihre Geiseln jedoch laufen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten.

Waffenschmuggel über die Sinai-Halbinsel

Seit dem Ende des Bürgerkrieges in Libyen im Herbst 2011 ist eine große Anzahl Waffen aus Libyen in mehrere Staaten der Region verkauft worden. Ein Teil davon gelangt nach Erkenntnissen der Polizei über den Sinai in den palästinensischen Gazastreifen. Die Sicherheitslage auf dem Sinai hat sich seit der "Revolution des 25. Januar" 2011 stark verschlechtert. Das Auswärtige Amt rät zur Zeit dringend von Reisen in den Norden der Halbinsel sowie von nächtlichen Überlandfahrten in dem gesamten Gebiet ab. Ras Sidr liegt im Südteil der Halbinsel westlich des Touristenzentrums Scharm al-Scheich.

In der Stadt Port Said am Suez-Kanal kam es am Donnerstag erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Ordnungspolizei. Dabei warf die Polizei von einem Gebäude aus Steine auf die Demonstranten. Die Krawalle in der Stadt dauern bereits seit dem vergangenen Wochenende an. Die Südküste der Halbinsel Sinai ist bislang weitgehend von dem Chaos verschont geblieben, das andere Teile der Region erfasst hat. Ras Sidr ist im Gegensatz zu Scharm al-Scheich, Nuweiba oder Taba ein Ort, in dem vor allem Ägypter Urlaub machen.

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