Silvio Berlusconi:Halb Agassi, halb Ramazotti

Italien steht Kopf, weil der Regierungschef ganz in Weiß und noch viel legerer das Eheparr Blair empfangen hat. Mit Piratentuch und weit aufgeknöpftem Hemd demonstrierte der 67-Jährige seine Junghaftigkeit.

Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi sorgt wieder mal für Wirbel, diesmal wegen seines Äußeren. Anlass ist ein Kopftuch nach Piratenart, mit dem der smarte 67-Jährige den britischen Premierminister Tony Blair auf Sardinien empfing.

Silvio Berlusconi: On holiday: Silvio Berlusconi hat die Blairs auf sein Luxusanwesen auf Sardinien geladen.

On holiday: Silvio Berlusconi hat die Blairs auf sein Luxusanwesen auf Sardinien geladen.

(Foto: Foto: AP)

Zudem trug er ein allzu offenes Hemd, das die nicht mehr junge Brustpartie zumindest partiell freilegte, wie römische Kommentatoren pikiert bemerkten. Außerdem habe der Regierungschef das Hemd auf jugendliche Art frei über der Hose flattern lassen.

Italienische Zeitungen vergleichen die Mode-Kapriolen mit dem umfassenden Gesichtslifting, mit dem Berlusconi seine Landsleute unlängst überraschte. Andere Medien fragen, ob sich unter dem "Piratentuch" eine Überraschung verbirgt - womöglich eine Haartransplantation?

Halb Agassi, halb Ramazotti

"Ein bisschen wie Agassi, ein bisschen wie Eros Ramazzotti", meint die Mailänder Zeitung "Corriere della Sera" spitz, die zugleich anmerkt, zumindest Blairs Ehefrau Cherie habe sich ziemlich gewundert über den Kopfschmuck.

Andere Kommentatoren erinnert das weiße Dreieckstuch auf dem Haupt an Lawrence von Arabien.

Geradezu medial ausgestochen habe Berlusconi seinen Gast, bemerkt "La Repubblica" (Rom) besorgt. "Die Blairs wurden für das öffentliche Zurschaustellen von Narzissmus missbraucht" zitiert das Blatt einen Kritiker.

Die Opposition steht da nicht nach: "Berlusconi erinnert an diese Frauen, die mit 70 Jahren noch immer Minirock tragen."

Der Besuch der Blairs sorgt auch aus anderen Gründen für Schlagzeilen. Der nicht gerade als uneitel geltende Multimilliardär Berlusconi lud seine Gäste auf sein Luxusanwesen auf Sardinien ein, das selbst gemessen an bisherigen Extravaganzen als schlichtweg bombastisch gilt. Das herrschaftliche Anwesen "so groß wie der Vatikanstaat" (Zeitungen) - samt 27-Zimmer-Villa, künstlichen Wasserfällen und einem Freiluft-Theater nach antikem griechischen Vorbild - sorgt in Italien für heftigen Gesprächsstoff.

"Sicher haben die Blairs noch nie etwas Vergleichbares gesehen", schreibt der "Corriere" nicht ohne Anflug von Ironie. Zum Beispiel habe Berlusconi bei der Einweihung des "antiken" Theaters (450 Plätze) Liebeslieder gesungen, sogar Blairs Ehefrau soll kurz eingestimmt haben. Nur Blair selbst habe sich standhaft verweigert.

Natürlich gab es für den Anlass auch ein Feuerwerk.

Doch besonders der Kopfschmuck beschäftigt die italienischen Medien. Die Tatsache, das Berlusconi das Piratentuch auch zum Abendessen nicht abgelegt habe, lässt Spekulationen blühen: Nicht auszuschließen, meinen mehrere Zeitungen, dass der auf das eigene Äußere so bedachte Berlusconi lediglich eine Haarverpflanzung vorläufig vor den Augen der Öffentlichkeit habe verstecken wollen.

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