Süddeutsche Zeitung

Silvester in Deutschland:Silvester in Köln verläuft weitgehend friedlich

  • Die Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof verlief laut Polizei weitgehend friedlich.
  • Insgesamt wurden sechs Menschen festgenommen und 900 Platzverweise erteilt.
  • In zwei Fällen wurden bislang sexuelle Übergriffe angezeigt.
  • Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz war auch die Polizei in Berlin in Alarmbereitschaft.

Die Menschen haben das Silvesterfest in Deutschland unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen gefeiert. Im ganzen Land hat die Polizei zusätzliches Personal abgestellt. Besonderes Augenmerk lag auf den Feierlichkeiten in Köln. Im Jahr zuvor hatte es auf der Domplatte massenhaft sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben, diesmal waren allein in der Kölner Innenstadt 1500 Polizisten im Einsatz.

Die Silvesternacht sei weitgehend friedlich verlaufen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Insgesamt wurden sechs Menschen festgenommen und 900 Platzverweise erteilt. Am Kölner Hauptbahnhof setzten Beamte vorsorglich mehrere hundert Männer fest, die "augenscheinlich nordafrikanischer Herkunft" waren. Weitere 300 Personen wurden auf der anderen Rheinseite am Bahnhof Köln-Deutz aus einem Zug geholt und überprüft. Kurzfristig wurden zwei zusätzliche Hundertschaften Verstärkung angefordert.

Die Polizei habe die jungen Männer, die äußerlich "der Klientel vom vergangen Jahr" ähnelte, eingekreist und dann überprüft. Was die kontrollierten Männer vorgehabt hätten, sei noch unklar, sagte Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies. "Sie werden von uns befragt, und wir werden ihre Identität feststellen. Es wird keiner zu früh gehen."

Nach Angaben eines Sprechers der Kölner Polizei wurden mehr als 40 Personen in Gewahrsam genommen - unter anderem, weil sie Platzverweise nicht befolgten, sie sich illegal in Deutschland aufhielten oder ein Haftbefehl gegen sie vorlag. Sechs mutmaßliche Neonazis wurden in Köln von der Polizei des Platzes verwiesen. Das Verbot einer für Silvester angemeldeten Kundgebung der rechtsextremen Partei NPD war noch am Freitagabend vom Oberverwaltungsgericht in Münster bestätigt worden.

In zwei Fällen wurden bislang sexuelle Übergriffe angezeigt

Am frühen Neujahrsmorgen waren der Polizei zwei Fälle angezeigt worden, bei denen Frauen angefasst oder begrapscht wurden. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden, in dem anderen Fall seien die drei Täter noch flüchtig. In ganz Nordrhein-Westfalen wurden 25 Sexualstrafdelikte gemeldet.

Auch in Dortmund, Düsseldorf, Essen und Münster sichtete und beobachtete die Polizei Gruppen nordafrikanischer Männer. In Oberhausen nutzten Unbekannte einen stadtweiten Stromausfall, um zahlreiche Autos zu beschädigen.

Insgesamt hat die Polizei in der Silvesternacht in Nordrhein-Westfalen mehr Einsätze absolviert als im Vorjahr. 3800 Mal kamen die Beamten zwischen 19 Uhr am Samstagabend und sechs Uhr am Sonntagmorgen zum Einsatz, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren 3432 Einsätze gezählt worden.

Rangeleien in Berlin

Am Brandenburger Tor in Berlin feierten Hunderttausende. Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz war auch in Berlin die Polizei in Alarmbereitschaft. Die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule war mit Zäunen, Betonblöcken und Fahrzeugen abgeriegelt.

Es habe vereinzelt Festnahmen wegen Rangeleien gegeben, zwei Fälle von sexueller Belästigung seien gemeldet worden, sagte die Polizei. Ein Mann, der "Bombe, Bombe, Bombe" gerufen hatte, wurde festgenommen. "Er feiert nun #Welcome 2017 bei uns", twitterte die Polizei. Etwa 1700 Polizisten sowie 700 Wachleute und Helfer waren im Einsatz.

Zahlreiche Hausbrände in Hamburg

Auf der Hamburger Reeperbahn haben fünfzehn Befehls- und Mannschaftswagen der Polizei die beiden Zugänge zur Partymeile Große Freiheit gesichert. Auch in Hamburg waren in vergangenen Jahr mehrere Frauen Opfer sexueller Gewalt geworden. In diesem Jahr habe es aber keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagte ein Sprecher der Polizei. Neben mehreren kleinen Balkonbränden durch explodierendes Feuerwerk musste die Feuerwehr zu zahlreichen Hausbränden ausrücken. Ein Mann zog sich durch die Explosion eines Feuerwerkskörpers schwere Verletzungen an der Hand zu.

Übergriffe auf Frauen gab es nach ersten Erkenntnissen von Polizeisprechern auch in den drei größten bayerischen Städten - München, Nürnberg und Augsburg - nicht.

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