Süddeutsche Zeitung

Silvester mit zahlreichen Verletzten:Mann fährt offenbar absichtlich in Menschengruppe

  • In der Silvesternacht sind in Deutschland zahlreiche Menschen durch Feuerwerk verletzt worden, zum Teil schwer.
  • In Bottrop rast ein Autofahrer in eine Menschenmenge, mindestens vier Menschen werden verletzt.
  • Polizei und Feuerwehr verzeichnen insgesamt aber einen Rückgang an Einsätzen.

Die Bilanz der Silvesternacht: zahlreiche schwere Unfälle durch Raketen und Böller, ein Anschlagsverdacht in Nordrhein-Westfalen und mehrere Übergriffe auf Helfer.

In Bottrop in Nordrhein-Westfalen fuhr ein Autofahrer in eine Menschenmenge, mindestens vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem gezielten Anschlag mit fremdenfeindlichen Hintergrund aus. Es gebe aber auch Hinweise auf eine psychische Erkrankung des Fahrers.

In Essen wurden ein 31-Jähriger und ein 33-Jähriger lebensgefährlich verletzt. Der Polizei zufolge hatten sie auf einem Schulhof offenbar mit selbstgebauten Feuerwerkskörpern hantiert. In Winsen an der Aller in Niedersachsen verlor ein 38-Jähriger beim Zünden von Böllern eine Hand. Ein weiterer Mann wurde im Gesicht verletzt.

Auch in Berlin wurde ein Mann beim Anzünden einer Kettenbatterie schwer an der Hand und im Gesicht verletzt. Ein weiterer Mann verlor große Teile seiner Hand durch einen explodierenden Böller. Die zehn Operationssäle seien in der Nacht durchgehend belegt gewesen, bilanziert eine Sprecherin des Berliner Unfallkrankenhauses die Silvesternacht. "Wir sind froh, dass es regnet, dann weichen viele Böller durch", ergänzte sie. Besonders gefährlich sei es, wenn Menschen versuchten, nicht explodierte Böller ein zweites Mal anzuzünden, oder im angetrunkenen Zustand mit Feuerwerk hantierten.

Die Feuerwehr musste vielerorts zu Bränden ausrücken, häufig ausgelöst durch Feuerwerk. Insgesamt mussten Polizei und Feuerwehr aber weniger häufig ausrücken. "Im Vergleich zum Vorjahr war das ein relativ ruhiges Silvester", sagte ein Polizeisprecher in Hamburg. Deutschlandweit zählten Feuerwehr und Polizei weniger Einsätze, zum Teil gab es einen Rückgang von etwa 25 Prozent. Als Ursache sehen die Einsatzkräfte eine erhöhte Präsenz. Besonders in Düsseldorf und Köln waren die Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren worden, vor allem wegen der massenhaften sexuellen Übergriffe vor drei Jahren. Ob Feuerwerksverbote wie in der Innenstadt von Hannover einen großen Einfluss haben, werde derzeit noch ausgewertet.

Unverändert sei aber die Aggressivität gegenüber Helfern, hieß es von den Einsatzkräften. In Berlin gab es laut Feuerwehr 49 Übergriffe, der Großteil davon mit Böllern und Raketen. Ein Feuerwehrmann erlitt dabei ein Knalltrauma und musste in eine Spezialklinik eingeliefert werden. Bei Löscharbeiten wurde in Frankfurt (Oder) wurde ein Feuerwehrmann attackiert, als er eine brennende Wiese löschen wollte. Er erlitt eine Platzwunde am Kopf, wie die Polizei mitteilte.

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SZ.de/dpa/eca/luch
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