Sieben Jahre Haft für "Barfuß-Banditen":Auf leisen Sohlen hinter Gitter

Sein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei machte Colton Harris-Moore zum gefeierten Meisterdieb. Am Tatort hinterließ er stets die Abdrücke seiner nackten Füße. Für sieben Jahre muss der "Barfuß-Bandit" nun ins Gefängnis - seine Opfer möchte er mit den Einnahmen aus seiner eigenen Hollywood-Produktion entschädigen.

Als "Barfuß-Banditen" feierten ihn die Menschen in den USA - weil er am Tatort stets Spuren seiner nackten Füße hinterließ. Am liebsten klaute Colton Harris-Moore Kleinflugzeuge. Da er keinen Pilotenschein hatte, wurde ihm seine Leidenschaft fürs Fliegen allerdings zum Verhängnis: Eine Bruchlandung auf den Bahamas beendete seine zwei Jahre lange Flucht vor der Polizei am 11. Juli 2010. Ein Landesgericht in Coupeville im Bundesstaat Washington hat Harris-Moore nun zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Weitere Strafen von einem Bundesgericht stehen noch aus.

Colton Harris-Moore

Colton Harris-Moore lacht während er auf die Urteilsverkündung wartet. Zu sieben Jahren Haft verurteilte ein amerikanisches Gericht den "Barfuß-Banditen" - seine schwere Kindheit wirkte mildernd auf das Strafmaß.

(Foto: AP)

Zu den Vergehen, die dem jungen Gauner zur Last gelegt werden, gehören Diebstahl, Vandalismus sowie zahlreiche Einbrüche. Auf sein Konto soll unter anderem der Raub von etlichen Autos, zwei Rennbooten und fünf Kleinflugzeugen gehen.

Richterin Vickie Churchill begründete das verhältnismäßig milde Urteil mit den hoffnungslosen Umständen, unter denen der Täter aufwuchs. "Dieser Fall ist in vieler Hinsicht eine Tragödie, aber er ist auf der anderen Seite auch ein Triumph des menschlichen Geistes", sagte Churchill.

Der heute 20 Jahre alte Harris-Moore wurde als Kind einer Alkoholikerin und eines Drogensüchtigen groß, der die Familie verließ, als der Junge zwei Jahre alt war. Er wuchs unter ärmlichen Bedingungen auf, die ihm häufig die Schmach seiner Mitschüler eingebracht hätten, sagte die Richterin. Er habe eine Kindheit erlebt, "die ich meinem ärgsten Feind nicht wünsche", erklärte der junge Mann selber, der in orangefarbener Häftlingskluft und Handschellen auf der Anklagebank saß.

Ankläger Greg Banks hatte die Höchststrafe von zehn Jahren für Harris-Moore gefordert. "Er war eine Gefährdung", sagte Banks. "Seine Raubzüge bedrohten und verunsicherten Menschen. Sie konnten nicht sicher sein, ob ihr Haus unversehrt war, wenn sie aus dem Urlaub kamen." Einige der Opfer saßen auf den Zuschauerrängen, als der Angeklagte in in den Gerichtssaal des Städtchens auf der Whidbey Insel vor Seattle geführt wurde. Am Freitag hat Colton Harris-Moore vor Gericht seine Schuld gestanden.

Bereits im Juni hatte ein Bundesgericht den berühmten Dieb für viele Delikte zur Verantwortung gezogen, die der damalige Teenager über die Staatengrenzen hinweg begangen haben soll. Harris-Moore erklärte sich auch dort bereits schuldig. Das Strafmaß dafür soll im Januar verkündet werden.

Der von den Medien als Meisterdieb gefeierte Harris-Moore hat bereits angekündigt, dass er seine Opfer entschädigen will. Das Geld dafür will er als Filmstar verdienen. Ein Filmvertrag mit der Firma Century Fox soll ihm 1,3 Millionen Dollar einbringen. Laut Gerichtsbeschluss darf der "Barfuß-Bandit" allerdings selber an der Vermarktung seiner Geschichte keinen Cent verdienen.

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