Sibirien:52 Tote bei Grubenunglück in Russland

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Rettungskräfte beim Einsatz an der Kohlemine nahe der Stadt Belovo. (Foto: AFP)

In einem Bergwerk hatte sich in 250 Meter Tiefe eine Explosion ereignet. Unter den Opfern sind auch sechs Rettungskräfte.

Bei dem schwersten Grubenunglück in Russland seit Jahren sind im Westen Sibiriens 52 Menschen ums Leben gekommen. Es seien 46 Bergleute und sechs Retter ums Leben gekommen, teilte der Gouverneur des Gebiets Kemerowo, Sergej Ziwiljow, am Freitag mit. 38 Grubenarbeiter und elf Rettungskräfte werden noch in Krankenhäusern behandelt - die meisten von ihnen, weil sie giftige Gase eingeatmet haben.

In dem Bergwerk hatte sich am Donnerstagmorgen eine Explosion ereignet - in 250 Meter Tiefe. Kurz darauf sprachen die Behörden zunächst von elf Todesopfern. Unter Tage hielten sich noch 35 Arbeiter auf. Sie wurden später für tot erklärt. 239 Menschen wurden nach Angaben des Zivilschutzes aus dem Schacht "Listwjaschnaja" im Kusnezker Kohlebecken (Kusbass) gerettet.

Stundenlang war der Zustand der Bergarbeiter im Schacht unklar. Die Grubengänge waren stark mit Rauch gefüllt, die Arbeiter konnten sich nicht selbst retten. Die Sucharbeiten mussten Stunden nach dem Unglück wegen Explosionsgefahr vorübergehend unterbrochen werden. Zudem war der Kontakt zu den Rettungskräften abgebrochen, zwischenzeitlich wurden 30 Helfer vermisst.

Das Gebiet um das 1954 eröffnete Bergwerk, das etwa 3000 Kilometer östlich der Hauptstadt Moskau liegt, wurde abgesperrt. Psychologen betreuten Angehörige. Der russische Präsident Wladimir Putin drückte den Angehörigen der Opfer der "Tragödie" sein Beileid aus und ordnete an, den Hinterbliebenen und Überlebenden zu helfen.

Als wahrscheinliche Ursache gelte die Explosion von Methangas, sagte der Gouverneur. "Die genaue Ursache wird von einer Kommission ermittelt." Die Sucharbeiten unter Tage sollen erst dann fortgesetzt werden, wenn eine Explosionsgefahr gebannt ist. In den nächsten drei Tagen soll ein zusätzlicher Schacht gebohrt werden, um mögliche Brände zu beseitigen.

Nach Angaben der Ermittler wurden der 47-jährige Bergwerksdirektor, sein Stellvertreter und ein Abteilungsleiter festgenommen. Sie müssten sich wegen Verletzung von Arbeitsvorschriften verantworten. Der Gouverneur ordnete eine Überprüfung aller Bergwerke in der Region an und setzte eine dreitägige Trauer an - von diesem Freitag bis Sonntag.

Lebensgefährliche Arbeit unter Tage

Die Arbeit im Kohlebergbau in Russland gilt als lebensgefährlich. Wegen Verstößen gegen elementare Sicherheitsvorschriften kommt es dort immer wieder zu schweren Unglücken. Oft explodiert Methangas. Das leicht entzündliche Grubengas wird durch die Arbeiten im Bergbau freigesetzt und sammelt sich bei schlechter Belüftung in den Schächten unter Tage an. In dem jetzt betroffenen Bergwerk gab es bereits 2004 eine Explosion mit 13 Toten.

Bei dem schwersten Grubenunglück der vergangenen Jahre in Russland waren im März 2007 insgesamt 107 Menschen in der Stadt Nowokusnezk in Sibirien ums Leben gekommen. 91 Tote hatte es 2010 bei zwei Methan-Explosionen in dem Ort Meschduretschensk in Sibirien gegeben.

Für die Rohstoffgroßmacht Russland ist der Kohleabbau neben Öl und Gas eine wichtige Einnahmequelle. Im vergangenen Jahr wurden der offiziellen Statistik zufolge 402,1 Millionen Tonnen gefördert, ein Teil davon geht auch nach Deutschland. Umweltschützer machen vor allem den Bergbau für massive Umweltverschmutzung in Sibirien verantwortlich.

© SZ.de/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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