Süddeutsche Zeitung

Sexuelle Gewalt:Models beschuldigen Starfotografen Weber und Testino

  • Insgesamt 28 Personen beschuldigen Bruce Weber und Mario Testino in der New York Times der sexuellen Belästigung.
  • Die beiden Fotografen ließen über Anwälte mitteilen, sie seien angesichts der Vorwürfe schockiert und verblüfft.
  • Inzwischen teilte ein erstes Medienunternehmen mit, vorerst nicht mehr mit Weber und Testino zu arbeiten.

Mehrere männliche Models werfen den Star-Fotografen Bruce Weber und Mario Testino sexuelle Belästigung vor. 15 aktive und frühere Models beschuldigten Weber in der Zeitung New York Times, er habe entsprechende Forderungen oftmals bei Foto-Shootings und anderen privaten Treffen gestellt. 13 Personen richteten ihre Vorwürfe gegen Testino.

Model Robyn Sinclair sagte mit Blick auf Weber, es habe "viele Berührungen" und "Belästigung" gegeben. "Ich erinnere mich, wie er seine Finger in meinen Mund gesteckt, und wie er meine Genitalien angefasst hat." Es sei zwar nicht zu Sex gekommen, so Sinclair, aber es sei viel passiert. Weber hat bislang für Calvin Klein, Abercrombie & Fitch und andere Unternehmen gearbeitet.

Der 63-jährige Testino fotografierte für die Februar-Ausgabe der Vogue Tennisstar Serena Williams und ihre kleine Tochter. Er schoss zudem die Verlobungsfotos von Prinz William und Kate. 1997 machte er ein halbes Jahr vor ihrem tödlichen Autounfall in Paris die letzten Porträtaufnahmen von Prinzessin Diana. Dem Peruaner wird vorgeworfen, Models begrapscht und eindeutige Avancen gemacht zu haben. Model Ryan Locke beschrieb Testino als "sexuelles Raubtier". Auch frühere Assistenten Testinos sagten, dieser habe immer wieder junge, heterosexuelle Männer beschäftigt und ihnen gegenüber aggressive Avancen gemacht.

Sowohl Models, die mit beiden Fotografen arbeiteten, als auch ehemalige Mitarbeiter gaben laut New York Times an, sich beruflich unter Druck gefühlt zu haben. Entweder sie fügten sich und wurden mit lukrtiven Werbeaufträgen belohnt, oder sie wiesen die Annäherungen zurück und riskierten damit ihre Karriere. Einige sagten, sie wollen weiterhin nicht namentlich als Opfer auftreten.

Weber und Testino weisen die Anschuldigungen zurück

In einer ersten Reaktion auf den Zeitungsbericht teilte das Medienunternehmen Condé Nast mit, das die Vogue und andere Magazine veröffentlicht, vorerst nicht mehr mit Weber und Testino zu arbeiten. Anwälte der Fotografen erklärten, beide seien angesichts der Vorwürfe schockiert und verblüfft. "Ich bin komplett schockiert und betrübt über diese empörenden Anschuldigungen, die gegen mich erhoben werden. Ich weise sie absolut zurück", ließ Weber über einen Anwalt mitteilen. Testinos Anwalt Andrew Brettler schrieb in einer E-Mail, es werde zunächst keinen weiteren Kommentar geben. Zuvor hatte eine Anwaltskanzlei in Vertretung Testinos den Charakter und die Glaubwürdigkeit der öffentlichen Ankläger infrage gestellt.

Seit mehrere Frauen Hollywood-Produzent Harvey Weinstein sexuelle Belästigung und Vergewaltigung vorgeworfen haben, wird unter dem Schlagwort "#Me Too" eine breite Debatte über sexuelle Gewalt geführt. Zahlreiche weitere Prominente gerieten inzwischen durch ähnliche Vorwürfe unter Druck, darunter die Schauspieler Kevin Spacey und Dustin Hoffman. In Deutschland steht derzeit Regisseur und Drehbuchautor Dieter Wedel im Zentrum der Kritik.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3824398
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/AP/afp/harl/afis
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.