Süddeutsche Zeitung

Sexismus-Debatte in Australien:Rat zur "kleinen asiatischen Ärztin"

Brüderle, Himmelreich, #Aufschrei: In Deutschland wird die Sexismusfrage derzeit heftig diskutiert - und auch in anderen Ländern regt sich Aufruhr. Jüngster Aufreger in Australien: Ein zotiger Altherrenwitz, den der Lebensgefährte der Regierungschefin mit der Öffentlichkeit teilte.

In Deutschland begann die Sexismus-Debatte mit einem Artikel über den FDP-Spitzenpolitiker Rainer Brüderle, in Australien könnte eine ähnliche Diskussion nun durch eine Äußerung des Freundes der Regierungschefin entfacht werden. Zwar hat sich der 55-Jährige mittlerweile für seine Entgleisung entschuldigt, doch traf er mit seiner zotigen Aussage womöglich einen wunden Punkt - vor allem bei seiner Lebensgefährtin.

Auslöser für die Aufregung: Der Freund von Premierministerin Julia Gillard, Tim Mathieson, sprach bei einem Empfang für eine Cricketmannschaft über Prostatakrebs und ermahnte die umstehenden Männer, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Das Abtasten sei die beste Methode, "also lasst das machen", sagte er laut Medienberichten. Am besten sei es vielleicht, "dafür eine kleine asiatische Ärztin zu suchen".

Mathieson erntete für seine Äußerung zwar das Gelächter der Anwesenden, die australische Opposition kritisierte die Bemerkung jedoch als unpassend. "Es war als Witz gemeint, und nach einigem Nachdenken gebe ich zu, dass er geschmacklos war", erklärte Mathieson am Dienstag, einen Tag nach dem Vorfall. "Ich entschuldige mich, falls sich jemand angegriffen fühlt."

Premierministerin Gillard unterstützte ihren Lebenspartner: "Tim hat sich für einen geschmacklosen Witz entschuldigt", erklärte sie. Brisant ist Mathiesons Äußerung vor allem vor dem Hintergrund, dass Gillard selbst im vergangenen Oktober eine Sexismus-Debatte in Gang gebracht hatte.

Die erste Frau an der Spitze der australischen Regierung hatte Oppositionschef Tony Abbott im Parlament heftig angegriffen. Sie lasse sich nicht "von diesem Mann über Sexismus und Frauenfeindlichkeit belehren", sagte sie damals. Abbott habe sich ihr gegenüber oft unmöglich verhalten und sie mit vielen seiner Bemerkungen persönlich beleidigt. "Wenn er wissen will, wie Frauenfeindlichkeit im heutigen Australien aussieht, dann braucht er nur einen Spiegel", schleuderte die Premierministerin dem politischen Gegner vor laufenden Kameras entgegen.

In Australien sorgten die Anschuldigungen an Abbott für großes Aufsehen - umso mehr wird jetzt darüber gespottet, dass auch Gillards eigener Freund sich zu sexistischen Bemerkungen hinreißen lässt.

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