Seuchengefahr:"Spanische Grippe" aus der Vogelgrippe entstanden

Zwei wissenschaftliche Studien verstärken die Befürchtung, die Vogelgrippe in Asien könnte sich zu einer tödlichen Epidemie unter Menschen entwickeln. Die Forscher fanden heraus, dass auch die Spanische Grippe, an der 1918 mehr als 20 Millionen Menschen starben, offenbar aus einem Vogelgrippe-Erreger hervorgegangen war.

Den ersten Zwischenschritt vom Vogel auf den Menschen hat das Virus H5N1 offenbar bereits hinter sich: Vietnamesische Wissenschaftler wiesen den Erreger in Schweinen nach. In den Tieren, so befürchten Experten, könnte das Virus sich mit menschlichen Grippe-Erregern vermengen und einen für Menschen gefährlichen Erreger bilden.

Den Zusammenhang zwischen Vogelgrippe und Spanischer Grippe konnten gleich zwei Forschergruppen nachweisen. So hatte Steve Gamblin vom britischen National Institute for Medical Research Opfer der Seuche von 1918 untersucht, die in Alaska gestorben und deren Körper sich im Permafrost erhalten hatten.

Wie die Forscher im Fachmagazin Science berichten, zeigte eine Analyse des Erbguts des Virus, dass der Erreger aus einem Vogelgrippe-Virus hervorgegangen ist. Das Virus zeigt jedoch Unterschiede in seiner Struktur, mit deren Hilfe es - anders als das "normale" Vogelgrippe-Virus - menschliche Zellen infiltrieren kann.

Darüber hinaus berichten Wissenschaftler um James Stevens vom Scripps Research Institute in Kalifornien in der gleichen Ausgabe der Zeitung, dass der Erreger der Spanischen Grippe dem Vogelgrippe-Virus stärker ähnelt als dem menschlichen Grippe-Erreger.

Opferzahl auf 18 gestiegen

Die Zahl der an Vogelgrippe gestorbenen Menschen ist inzwischen auf 18 gestiegen. Nach Angaben der vietnamesischen Behörden wurden ein sechsjähriges Mädchen aus der Südprovinz Dong Nai und ein 24-jähriger Mann aus der weiter nördlich gelegenen Provinz Lam Dong nach ihrem Tod positiv auf den Erreger H5N1 getestet. Damit starben bisher allein in Vietnam 13 Menschen an der Vogelgrippe. Die anderen fünf Fälle wurden aus Thailand gemeldet.

In Thailand ist die Vogelgrippe-Epidemie unterdessen nach Regierungsangaben weiter zurückgedrängt worden. Inzwischen trete die Viruserkrankung nur noch an zwei Orten im Land auf, und zwar in zwei Bezirken der Hauptstadt Bangkok, teilte Vize-Regierungschef Somkit Jatusripitak mit. Vor zwei Wochen habe die Tierseuche noch an 163 Orten des südostasiatischen Landes grassiert. "Das ist die erste Phase des Endes der Vogelgrippe-Epidemie", sagte Somkit.

Die thailändischen Behörden ließen bislang mehr als 30 Millionen der ursprünglich rund 100 Millionen Hühner im Land töten, um eine Ausbreitung der Seuche zu stoppen. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation für Tiere (OIE) wird die Vogelgrippe in Asien allerdings erst in einem Jahr besiegt sein.

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