Sie saßen einfach auf einer Bank im Zentrum ihres Dorfes, so berichten es lokale Medien, als plötzlich jemand aus einem vorbeifahrenden Auto mit einer Schnellfeuerwaffe auf sie schoss. Der Täter raste davon, fuhr noch in zwei weitere Dörfer und ballerte auch dort um sich. Am Ende waren am Donnerstagabend acht Menschen tot und mindestens zehn weitere verletzt. Unter den Toten waren den Berichten zufolge ein Polizist sowie seine Schwester, das jüngste Opfer war 15 Jahre alt.
Die Polizei nahm den mutmaßlichen Täter am Freitagmorgen in der Stadt Kragujevac fest, etwa 80 Kilometer südlich vom Tatort. Mit Hubschraubern, Drohnen und Wärmebildkameras hatten sie in der Nacht nach ihm gefahndet, mehr als 600 Beamte waren nach offiziellen Angaben im Einsatz. Der 21-Jährige, von dessen Namen zunächst nur die Initialen U. B. bekannt gegeben wurden, soll der Sohn eines Militärangehörigen sein.
Es ist das zweite Massaker in Serbien binnen 48 Stunden: Erst am Mittwoch erschoss ein 13-Jähriger in einer Schule der Hauptstadt Belgrad acht Mitschüler und einen Wachmann. Sieben weitere Menschen wurden verletzt. Der Täter, der wegen seines Alters nicht strafmündig ist, war nach Aussagen der Schulverwaltung ein guter, "extrem talentierter" Schüler. Er wurde in eine psychiatrische Klinik gebracht; bei einer Vernehmung hatte er laut Angaben der Polizei gesagt, er sei ein "Psychopath" und habe sich "abreagieren" müssen.
Bei einer Wohnungsdurchsuchung fanden die Beamten Skizzen des Schulgebäudes und Namenslisten möglicher Opfer. Der Vater des Täters wurde ebenfalls festgenommen; ihm gehörten die Waffe und die Munition, er soll diese nicht ordnungsgemäß verwahrt haben, zudem habe der Mann, der im Besitz eines Waffenscheins war, mit seinem Sohn mehrmals an Schießständen das Schießen geübt.
Eigentlich hat Serbien restriktive Waffengesetze, tatsächlich sind aber im Land sehr viele Waffen im Umlauf. Präsident Aleksandar Vučić erklärte am Freitagmorgen in einer Pressekonferenz, die jüngste Tat sei ein "Angriff auf unser ganzes Land", und kündigte neue Sicherheitsmaßnahmen an, die zu einer "Abrüstung" Serbiens führen sollten. So sollen die Strafen für illegalen Waffenbesitz verschärft werden, und Inhaber von Waffenscheinen sollen sich künftig regelmäßigen Prüfungen unterziehen müssen, etwa auf Drogenkonsum. Mit Blick auf das Schulmassaker vom Mittwoch kündigte Vučić an, Hunderte neue Polizisten einzustellen, sodass an jeder Schule regelmäßig ein Polizist anwesend sein könne; dies werde dort "die Sicherheit um 99 Prozent erhöhen".
Nachdem Vučić den Trauernden sein Beileid ausgedrückt hatte, fügte er in markigen Worten hinzu, er bedauere, dass in Serbien vor Jahren die Todesstrafe abgeschafft wurde. Er sei früher selbst gegen sie gewesen, heute bereue er diese Haltung "bitter".