Süddeutsche Zeitung

Selbstmordwelle in Südkorea:Der Werther-Effekt

Der Freitod einer bekannten Schauspielerin hat in Südkorea eine Selbstmordwelle ausgelöst.

Nach dem Tod von Filmstar Lee Eun-Joo sei die Zahl der Suizide deutlich gestiegen, teilte die Staatsanwaltschaft von Seoul am Donnerstag mit.

Töteten sich vor dem Freitod der 24-Jährigen im Schnitt noch 0,84 Menschen am Tag, stieg die Zahl der Selbstmorde danach auf 2,14.

Es gibt keine andere Erklärung für dieses Phänomen als den sogenannten Werther-Effekt", sagte ein Staatsanwalt. Die Schauspielerin hatte sich wegen Depressionen Ende Februar erhängt.

Wie bei Goethes "Werther"

Besonders viele junge Menschen setzten nach Lees Freitod ihrem Leben ein Ende. Ein Drittel der Selbstmorde sei seit Ende Februar von Menschen unter 30 begangen worden, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Zuvor waren es nur etwa 15 Prozent gewesen.

Schockiert zeigten sich die Beamten zudem von der Tatsache, dass der Tod durch Erhängen nach dem Selbstmord der Schauspielerin mit 80 Prozent zur häufigsten Suizid-Methode zählte.

Im Europa des 18. Jahrhunderts hatte es eine Welle von Selbstmorden gegeben, nachdem Goethes Briefroman "Die Leiden des Jungen Werther" erschienen war. Darin erschießt sich der junge Held wegen einer enttäuschten Liebe.

(sueddeutsche.de/AFP)

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