Sektenchef: Interview aus dem Gefängnis:Charles Manson, oberster Klimaschützer

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Ein Mörder sorgt sich um unseren Planeten: Charles Manson sitzt lebenslänglich im Knast - und geht im Gespräch mit "Vanity Fair" seinem Bedürfnis zum Predigen und Schwadronieren nach.

Jörg Häntzschel, New York

Auf diese Unterstützung hätte Al Gore wohl verzichten können: Ausgerechnet Charles Manson, das ehemalige Oberhaupt der kalifornischen Drogen- und Mord-Kommune "Manson Family", sorgt sich um das Klima.

Das Hakenkreuz sitzt noch: Charles Manson, wegen Mordes verurteilt. (Foto: AFP)

In einem Interview mit der spanischen Ausgabe von Vanity Fair gab Manson aus dem Corcoran State Prison einige für seine Verhältnisse ungewöhnlich vernünftige Einsichten zum besten: "Jeder ist Gott, und wenn wir das nicht endlich einsehen, gibt es kein Wetter mehr, weil unsere Polkappen schmelzen, weil wir Mist mit unserer Atmosphäre machen", erläuterte er. "Wenn wir das nicht sofort ändern, jetzt, während ich mit Ihnen spreche, wenn wir das Grün nicht zurückbringen auf unseren Planeten und die Bäume, die wir abgeschlachtet haben, wenn wir diesem Problem nicht den Krieg erklären ..." Hier schweifte Manson ab.

Schon vor Jahren hat der ehemalige Folkrock-Musiker aus dem Gefängnis die Organisation "Air, Trees, Water, Animals" gegründet, die allerdings trotz ihres unauffälligen Namens vor allem ein Ventil für Mansons Bedürfnis zum Predigen und Schwadronieren ist.

Der 76-Jährige sitzt die lebenslängliche Strafe ab, zu der er für neun teils von ihm selbst, teils von Mitgliedern seiner Sekte begangene Morde verurteilt wurde, darunter den an Roman Polanskis schwangerer Frau Sharon Tate. Sie wurde am 8. August 1969 zusammen mit fünf anderen Menschen in einer Villa in Hollywood auf grausame Weise umgebracht. Am nächsten Abend zog Mansons Clan zu einer weiteren Villa, wo er den Supermarkt-Mogul Leno LaBiance und seine Frau Rosemary ermordete.

Was seine eigene Person angeht scheint Manson immerhin gelernt zu haben: "Ich mache keine Witze. Ich schieße. Ich bin ein gemeiner Kerl, ein Outlaw, ein Verbrecher. Ich bin alles, was schlecht ist", erklärt er in dem Interview. Um dann kryptisch hinzuzufügen: "Man muss sich selbst als Gott akzeptieren."

Erst kürzlich wurden angebliche Pläne für eine Verfilmung von Mansons Leben bekannt. Lindsay Lohan, zurzeit auch mit einem Bein im Knast, soll als Sharon Tate im Gespräch sein. Der Düsterrocker Marilyn Manson, der sich nach Marilyn Monroe und Charles Manson benannte, will dringend Mansons Freund Tex Watson spielen.

© SZ vom 20.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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