Seglerin Laura Dekker:Heimliche Heimkehr

Viele Reporter warteten in Amsterdam auf die Rückkehr der vermissten minderjährigen Möchtegern-Weltumseglerin Laura Dekker aus der Karibik. Vergeblich. Sie kam. Aber niemand durfte sie sehen.

Eine bauchige Gitarre trägt sie vor ihrem Jungmädchenkörper, aus ihrem Gesicht spricht die Anspannung. Ob die Möchtegern-Weltumseglerin Laura Dekker schon am Flughafen der Antilleninsel St. Maarten wusste, was ihr in ihrer Heimat blühen wird? Zum Flughafen in der Karibik wurde sie von Behördenmitarbeitern gebracht, in Amsterdam von der Polizei abgeholt. Das Interesse der Medien war groß - Reporter bekamen das Mädchen aber nicht zu Gesicht.

Seglerin Laura Dekker: Behördenmitarbeiter brachten die Möchtegern-Weltumseglerin Laura Dekker zum Flughafen in St.Maarten. Ein Grenzschutzbeamter flog mit ihr nach Amsterdam.

Behördenmitarbeiter brachten die Möchtegern-Weltumseglerin Laura Dekker zum Flughafen in St.Maarten. Ein Grenzschutzbeamter flog mit ihr nach Amsterdam.

(Foto: Foto: APD)

Heim oder nach Hause? Ob Laura nach ihrer Flucht am Donnerstag nun zurück zu ihrem Vater darf oder in ein Heim muss, das steht noch nicht fest. Laura war am Freitag verschwunden und am Montagmorgen auf der Antilleninsel St. Maarten entdeckt worden. Sie werde nun zu den Umständen ihrer Flucht vernommen und dann in die Obhut des Jugendamtes übergeben, sagte ein Polizeisprecher.

Die zahlreichen Reporter, die Laura auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol erwarteten, wurden enttäuscht: Sie bekamen Hollands berühmtes "Segelmädchen" vorerst nicht zu sehen. Sicherheitsbeamte holten Laura nach der Landung des Flugzeugs aus Curaçao ab und führten sie in ein Büro des Grenzschutzes, wo auch ihr Vater erwartet wurde. Auch bei Lauras Vernehmung sollte ihr Vater dabei sein.

Die Polizei will nach eigenen Angaben von Laura vor allem wissen, auf welche Weise sie nach St. Maarten gelangt ist und ob ihr jemand dabei geholfen hat. "In den Niederlanden wäre eine Minderjährige ohne Bescheinigung, dass sie allein reisen darf, niemals an der Passkontrolle vorbeigekommen", sagte ein Sprecher des Grenzschutzes. Solche Bestimmungen gebe es allerdings überall in der EU. Lauras Segelboot Guppy lag nach ihrem Verschwinden am Donnerstag weiter im Jachthafen.

"Schuld ist das Jugendamt"

Auch das Jugendamt verlangt eine lückenlose Klärung, wie es der 14-Jährigen gelingen konnte, in die Karibik zu fliegen, obwohl sie bereits seit Monaten unter behördlicher Aufsicht steht. Die Schuld an ihrem Verhalten hat nach Überzeugung der Großeltern väterlicherseits vor allem das Jugendamt. Die Behörde habe ihre Enkeltochter mit der Durchsetzung des Verbots ihrer geplanten Weltumseglung und den damit verbundenen Auflagen "mürbe gemacht", schrieben Dick und Riek Dekker in einem Beitrag für die Zeitung de Volkskrant. "Seit sich das Jugendamt einmischte, haben wir zusehen müssen, wie sich Laura in wenigen Monaten von einem unternehmungslustigen und positiven Teenager in ein Mädchen verwandelte, das sich abschottet und kein Vertrauen mehr zu den Erwachsenen hat."

Laura muss nun befürchten, dass die Behörden das Fürsorgerecht der geschiedenen Eltern noch weiter als bisher einschränken und ihr nicht mehr erlauben, bei ihrem Vater zu wohnen. In diesem Fall müsste Laura bis auf weiteres in ein Heim. Der Rechtsanwalt der Familie versucht, das zu verhindern.

Laura war Ende Oktober vom Familiengericht in Utrecht vorerst bis zum 1. Juli 2010 unter die Vormundschaft des Amtes für Kinder- und Jugendschutz gestellt worden. Das Gericht hatte Lauras Eltern ausdrücklich untersagt, die 14-Jährige zu der geplanten Weltumseglung aufbrechen zu lassen. Als Hauptgrund gab eine Richterin an, dass ein so schwieriger Solo-Segeltörn derzeit noch "Lauras Gesundheit und ihre geistige Entwicklung gefährden" könne.

Im Video: Die 14-jährige aus den Niederlanden, der ein Gericht eine Weltumsegelung verboten hatte, ist in der Karibik aufgespürt worden. Weitere Videos finden Sie hier

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