SZ-Kolumne „Bester Dinge“:Und das Abzeichen für die meisten Seepferdchen geht an …

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Den bisherigen Rekordhalter, den DLRG-Ortsverein Pforzheim, schlug Waghäusel um 818 Seepferdchen. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Der DLRG-Verein Waghäusel bei Karlsruhe hat einen Weltrekord aufgestellt und 979 Seepferdchen in acht Stunden verteilt. Endlich mal eine nützliche Bestleistung!

Von Joshua Beer

Edekas schönster Edeka steht in München-Laim. Also Südbayerns schönster Edeka von 2021, in der Kategorie „über 2000qm“. Von diesen unwesentlichen Einschränkungen hat sich die Filiale nicht beirren lassen und sich den Titel trotzdem stolz über die Eingangstür geschrieben. Vorbeigehenden spendet er Mut: Es gibt immer irgendwo ein Feld, so klein es auch sein mag, auf dem jeder mal der Schönste ist oder die Beste war! Irgendwer muss ja schließlich auch in der hübschesten 55-Quadratmeter-Dachgeschosswohnung Westthüringens wohnen.

Niemand setzt diese Du-hast-es-in-dir-Lebensphilosophie konsequenter um als Rekordinstitute. Das aus einer Quatschidee geborene „Guinness-Buch der Rekorde“ ist dafür bekannt, sich immer engere und wildere Kategorien auszudenken, in denen Menschen brillieren können. Etwa: „Schnellste Zeit zum Filetieren eines 10-Pfund-Fisches“ (eine Minute, 29 Sekunden), aufgestellt 2022 von einem Briten. Deutsche Rekorde verifiziert das Rekord-Institut für Deutschland (RID), in dem es nicht weniger kurios zugeht. In diesem Jahr wurde der mäßig umkämpfte Weltrekord für den „tiefsten Schulunterricht“ nach Hessen geholt: 500 Meter unter der Erde paukten die 8. und 9. Klassen der Werratalschule Heringen in einem Salzbergwerk die Trias des Grauens aus Physik, Mathe und einer Doppelstunde (ächz) Chemie. Glückwunsch!

Manchmal aber bezeugt das RID echt Erbauliches. Wie neulich beim DLRG-Verein Waghäusel bei Karlsruhe: Der nahm die „meisten Seepferdchen-Schwimmprüfungen in acht Stunden“ ab, 979, und schlug damit den Titelverteidiger, den DLRG-Ortsverein Pforzheim, um 818 Seepferdchen. „Ein schöner Weltrekord mit einer sinnvollen Sache“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur den RID‑Rekordrichter Olaf Kuchenbecker. Selbiges lässt sich über Mathelernen unter Tage wohl kaum sagen. Okay, ein Seepferdchen auf der Badehose macht noch niemanden zum Profikrauler, doch der DLRG-Verein Waghäusel hat gezeigt: Rekordebrechen kann der Gesellschaft nützen. Indem es etwa gegen abnehmende Schwimmfähigkeit von Kindern ankämpft. Also, liebe Werratal- und sonstige Schulen Deutschlands, nächstes Mal bitte die „meisten Pisa-Punkte in einem Jahr“ anvisieren.

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