Im Alter von neun Jahren, am 20. Februar 1991, tötete Tilikum zum ersten Mal einen Menschen. Keltie Byrne hieß das Opfer, eine 21-jährige Meeresbiologiestudentin, die in ihrer Freizeit als Dompteurin in dem Vergnügungspark "Sealand of the Pacific" in Kanada arbeitete. Byrne fiel während der Arbeit in ein Wasserbecken, in dem Tilikum und zwei andere Orca-Wale schwammen. Die Tiere drückten die junge Frau so lange unter Wasser, bis sie ertrank.
Der Park im kanadischen Victoria wurde nach dem Vorfall bald geschlossen, Tilikum in einen Park der Kette Sea World in Orlando/Florida verlegt. Doch auch hier kam es zu zwei Zwischenfällen: Im Sommer 1999 wurde ein Mann tot in einem Becken des Freizeitparks gefunden. Der 27-Jährige war nach dem Ende der Öffnungszeit am Tag zuvor heimlich in dem Park geblieben. Die Obduktion ergab, das Tilikum ihm nicht nur unter Wasser gedrückt, sondern auch gebissen haben musste. Schließlich tötete Tilikum im Februar 2010 seine Trainerin Dawn Brancheau. Der Orca-Wal packte die 40-Jährige im Anschluss an eine Vorführung und riss sie mit ins tiefe Wasser. All das geschah unter den Augen entsetzter Zuschauer.
Mehr als 30 Jahre in Gefangenschaft
Jetzt ist Tilikum tot. Mit knapp sieben Meter Länge und 5,44 Tonnen Gewicht war er einer der größten in Gefangenschaft lebenden Orcas. Das Tier starb am Freitag in dem Freizeitpark in Orlando, wie das Sea World-Management mitteilte. Die Todesursache sei noch unklar, allerdings habe der Orca-Wal an einer bakteriellen Infektion gelitten. Im März vergangenen Jahres hatte Sea World mitgeteilt, dass der Wal erkrankt ist. Schätzungen zufolge war er 36 Jahre alt. In freier Wildbahn können Orcas deutlich älter werden.
Die meiste Zeit seines Lebens hatte das Tier in Gefangenschaft verbracht. Im Alter von etwa zwei Jahren war Tilikum vor der Küste Islands gefangengenommen und später an Sea World verkauft worden. Der Freizeitpark-Betreiber steht seit Jahren in der Kritik, vor allem wegen der Bedingungen, unter denen die Tiere in den Parks gehalten werden.
Tierschützer sind der Ansicht, dass Orca-Wale - auch Schwertwale genannt - nicht in Gefangenschaft gehalten werden können. "Die Haltung von sozialen und intelligenten Meeressäugern zu Unterhaltungszwecken ist eine unzeitgemäße Praxis, die sofort beendet werden muss", so Ulla Ludewig, Leiterin der Wal- und Delfinschutzorganisation WDC.
USA:Sea World schleuste Mitarbeiter bei Peta ein, um Straftaten zu provozieren
Der US-Vergnügungspark steht seit Jahren wegen seiner Shows mit Orca-Walen in der Kritik. Jetzt hat das Management zugegeben, die Tierschutzgruppe infiltriert zu haben.
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr das Thema durch den Dokumentarfilm "Blackfish" im Jahr 2013, in dem das Schicksal Tilikums thematisiert wurde. Sea World geriet infolge des Films immer stärker unter Druck. Im vergangenen Jahr kündigte das Unternehmen an, sein umstrittenes Orca-Zuchtprogramm zu beenden. Der aktuell in den Parks gehaltenen Schwertwal-Generation soll keine weitere mehr folgen.