Im Jahr 2007 verschwand die dreijährige Madeleine McCann aus einer Hotelanlage in Portugal - seitdem suchen Eltern und Ermittler nach dem Mädchen. Immer wieder gab es Anhaltspunkte, die letztendlich jedoch ins Leere führten. Jetzt gibt es offenbar eine neue Spur: Die Polizei sucht nach einem Mann, der bei Einbrüchen in Ferienanlagen an der portugiesischen Algarveküste fünf Mädchen sexuell belästigt haben soll. In den Jahren 2004 bis 2010 soll dieser Mann insgesamt zwölfmal in Ferienappartements eingebrochen sein, teilte Scotland Yard mit.
Bis zum Jahr 2006 wurden in der Region demnach Mädchen im Alter von sieben bis zehn Jahren sexuell belästigt. Drei der Taten fanden in Praia de Luz statt - dem portugiesischen Ferienort, aus dem Maddie verschwand. Der Mann soll sich an die Betten der Kinder gesetzt oder sich zu ihnen gelegt haben. Zwar seien diese Fälle mit dem Entführungsfall der kleinen Maddie nicht identisch. Es gebe aber einige Ähnlichkeiten: So habe es jeweils keine Anzeichen eines gewaltsamen Einbruchs gegeben, es wurde nichts gestohlen und der Mann wurde in den frühen Morgenstunden zwischen 2 und 5 Uhr gesehen.
Warum der Mann nicht früher verdächtigt wurde, dürfte für Verwunderung sorgen. Laut Polizei waren die Fälle von der Polizei in Portugal aus den Ermittlungen ausgeschlossen worden, weil die Tatorte weit voneinander entfernt lagen und es keine Entführungsversuche gegeben hatte. Nach einem TV-Aufruf der Polizei im vergangenen September waren jedoch drei bis dahin noch nicht bekannte Fälle gemeldet worden.
Polizei überprüft 38 "Personen von Interesse"
Maddie war am 3. Mai 2007 aus der Ferienanlage verschwunden, während ihre Eltern Kate und Michael in der Nähe zu Abend aßen. Die McCanns riefen eine Suchaktion ins Leben, die weltweit Aufsehen erregte. Auch nachdem die portugiesischen Behörden ihre Ermittlungen 2008 eingestellt hatten, suchten die McCanns weiter die Öffentlichkeit. Im Juli 2013 begann die Polizei eine Überprüfung der Ermittlungen.
Der Mann, der jetzt gesucht wird, soll dunkle Haare und gebräunte Haut haben und Englisch mit Akzent sprechen. Er habe ein "sehr, sehr ungesundes Interesse an jungen, hellhäutigen, weiblichen Kindern, während sie im Urlaub in ihren Betten liegen", sagte Chefermittler Andy Redwood. Es sei wichtig, den Mann zu identifizieren und zu finden.
Derzeit gebe es im Fall Maddie 38 "Personen von Interesse". Zudem arbeite man sich durch die Daten von 580 Männern, die wegen sexuellen Missbrauchs im Visier der Polizei sind, deren Aufenthaltsort aber unbekannt ist.
Bereits vor einigen Monaten hatte die Polizei mehrere Suchaufrufe herausgegeben: Sowohl nach einem Mann, der ein Kind in der Gegend zum Strand getragen hatte, sowie einer Gruppe von Männern, die sich in der Nähe des Ferienappartements der McCanns aufgehalten hatte. Keiner dieser Männer sei bisher aus den Ermittlungen ausgeschlossen worden, heißt es von Seiten der Polizei.