Süddeutsche Zeitung

Wegen Masernfall:Scientology-Schiff offenbar in Karibik unter Quarantäne

Lesezeit: 1 min

Von Anna Ernst

"Es ist für einen Scientologen der Höhepunkt einer zutiefst spirituellen Reise." So steht es auf der Internetseite des Sekte Scientology. Gemeint ist eine Reise mit dem Kreuzfahrtschiff Freewinds, das Scientology gehört - und nun offenbar unter Quarantäne gestellt worden ist. Die rund 300 Personen an Bord sollten auf der Karibikinsel St. Lucia von Bord gehen. Die Behörden des Inselstaates haben das aber aufgrund eines Masernfalls an Bord verhindert.

In einer Videoansprache erklärte die Chefin der Gesundheitsbehörde von St. Lucia, Dr. Merlene Fredericks-James, dass es allen Passagieren verboten worden sei, das Schiff zu verlassen. Seit Montag gilt die Quarantäneverordnung. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge haben die Behörden den Namen des Schiffs nicht nennen wollen.

Victor Theodore, ein Mitglied der Küstenwache, sagte dem Sender NBC News, dass es sich um die Freewinds handele. Er identifizierte sie als das gleiche Schiff, das Scientology auf seiner Website nennt. Der Website Marine Traffic zufolge, auf der sich der internationale Schiffsverkehr nachverfolgen lässt, lag die Freewinds am Donnerstagmittag vertäut im Hafen von Castries, der Hauptstadt St. Lucias.

Das etwa 134 Meter lange Schiff hat nach Angaben von Scientology seinen Heimathafen in Curaçao, einem weiteren Karibik-Inselstaat. Seit 1988 soll das Schiff in Betrieb sein. Hohen Scientology-Mitgliedern bietet es der Internetseite der Sekte zufolge "religiöse Besinnungstage" in der Karibik. Für das Mitglied bedeute die Teilnahme an der Karibikfahrt "die bedeutendste spirituelle Errungenschaft seines Lebens und die volle Erfahrung seiner Unsterblichkeit", schreibt die Sekte. Auch US-Schauspieler Tom Cruise, ein führendes Sektenmitglied, war bereits mehrfach Gast auf der Freewinds. 2004 soll er dort auch seinen Geburtstag gefeiert haben.

Wie NBC News berichtet, soll das Schiff die Insel noch am Donnerstag verlassen. Den Behörden zufolge, so der Sender, könne es daran nicht gehindert werden.

Die Scientology-Organisation, die sich selbst als Kirche bezeichnet, steht in Deutschland seit Jahren unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. In offiziellen Stellungnahmen wird Scientology in US-Medien damit zitiert, dass es es keinerlei Empfehlungen für oder gegen Masern-Schutzimpfungen gäbe. Einige bekannte Scientologen, darunter die Schauspielerinnen Jenna Elfman und Kirstie Alley, sprachen sich in den sozialen Medien aber bereits stark gegen Impfungen aus.

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