Süddeutsche Zeitung

Schweres Zugunglück im Münsterland:Gegen Traktorfahrer wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt

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Nach dem Bahnunglück mit zwei Toten in Laggenbeck bei Ibbenbüren im Münsterland ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Fahrer des stehengebliebenen Gülletransporters. "Der Tatvorwurf lautet gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr, fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung", sagte Barbara Vogelsang, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Münster.

Beschuldigter sei der 23-jährige Traktorfahrer. Eine zentrale Frage sei, warum der Gülleanhänger auf den Schienen stehen blieb. War die Kupplung defekt? Hatte der Traktorfahrer das Gespann nicht richtig gesichert? Ein Gutachter überprüfe das gesamte Fahrzeuggespann näher, so Vogelsang.

Gleichzeitig werde unter anderem ermittelt, wie schnell der Zug fuhr und ob die Schrankenanlage samt Warneinrichtung einwandfrei funktionierte. Außerdem würden Zeugen vernommen.

So ereignete sich das Unglück

Das Unglück am Samstag ereignete sich in Laggenbeck, einem ländlichen Vorort von Ibbenbüren im nördlichen Münsterland. Der Regionalzug der Westfalenbahn kam aus Osnabrück. Nach ersten Erkenntnissen löste sich gegen 11.30 Uhr beim Überqueren des Bahnüberganges der Anhänger und blieb auf den Gleisen stehen. "Der Traktorfahrer bemerkte dies und hielt an. In dem Moment senkten sich die Bahnschranken", teilte die Polizei mit. Der Traktorfahrer sagte der Staatsanwaltschaft zufolge, er sei dem herannahenden Regionalzug noch entgegengelaufen, um den Lokführer zu warnen. Bei der Kollision wurde der Gülleanhänger von den Gleisen geschleudert. Der stark beschädigte Zug blieb Polizei-Angaben zufolge erst nach mehr als 200 Metern auf den Gleisen stehen.

Lokführer und Fahrgast sterben bei dem Aufprall

Bei dem Unfall waren der 41 Jahre alte Lokführer und eine 18-jährige Frau im Zug ums Leben gekommen. Sechs weitere Fahrgäste erlitten schwere Verletzungen, weitere Fahrgäste wurden leicht verletzt.

Der Personenzug der Westfalenbahn hatte zum Zeitpunkt des Unfalls mehr als 40 Insassen. Die meisten Fahrgäste konnten nach erster ärztlicher Versorgung weiterreisen. Ein Gemeindezentrum in Ibbenbüren wurde zur Betreuung der Verletzten in Anspruch genommen. Ein 200-köpfiges Großaufgebot von Notfallbetreuern, Rettungskräften, Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei war an der Unglücksstelle im Einsatz.

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