Schweres Seebeben im Pazifik:900.000 Menschen in Chile evakuiert

Vor der Küste Chiles hat ein Erdbeben der Stärke 8,2 einen Tsunami ausgelöst +++ Regierung meldet sechs Todesopfer +++ Weiterhin Tsunami-Warnung für Teile Chiles, Indonesien und Japan +++

  • Seebeben der Stärke 8,2 vor der Küste Chiles
  • Sechs Tote
  • Norden Chiles wird zum Katastrophengebiet erklärt
  • Tsunami-Warnung für Teile Chiles, Indonesien und Japan
  • Wenige Stunden später bebt auch in Panama die Erde
Magnitude eight earthquake off the coast of Chile

Das Seebeben hat vor der Küste Nordchiles stattgefunden. Das Epizentrum lag etwa 100 Kilometer nordwestlich der Hafenstadt Iquique.

(Foto: dpa)

Erdbeben: Das Zentrum des Bebens liegt 90 Kilometer von der Hafenstadt Iquique entfernt im Pazifik. Die Stärke des Bebens wird mit 8,2 angegeben. Das Beben ereignet sich um etwa zwei Uhr deutscher Zeit. Die Erschütterungen waren noch in Peru und der bolivianischen Großstadt La Paz zu spüren. Über die Tiefe, in der sich der Erdstoß im Pazifik ereignete, herrscht Unklarheit. Die US-Erdbebenwarte gibt sie mit zehn Kilometern an, die chilenischen Behörden sprechen von mehr als 46 Kilometern.

Opfer: Bislang sollen sechs Menschen ums Leben gekommen sein. Vier Männer und zwei Frau seien in den Städten Iquique und Alto Hospicio gestorben, teilt Innenminister Rodrigo Peñalillo mit. Sie hätten entweder Herzinfarkte erlitten oder seien von Trümmerteilen erschlagen worden.

At least two dead and three injured due to earthquake in Chile

Ein Brand in Folge des Erdbebens in der Stadt Iquique im Norden Chiles. Das Epizentrum lag etwa 100 Kilometer nordwestlich der Hafenstadt.

(Foto: dpa)

Tsunami-Warnung für Teile Chiles, Indonesien und Japan: Der Ozeanographische Dienst der Marine (SHOA) hat den Tsunami-Alarm mittlerweile in weiten Teilen Chiles aufgehoben. Ausgenommen sind etwa ein Dutzend Gebiete im Norden des Landes sowie die zu Chile gehörende Osterinsel. Der Alarm gilt auch weiter in Arica und Iquique, den am stärksten betroffenen Städten. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge hat mittlerweile auch die indonesische Regierung gewarnt, das tausende Kilometer von Chile entfernte Archipel könnte am Donnerstag von bis zu einem halben Meter hohen Tsunami-Wellen getroffen werden. Betroffen seien die Urlauberinsel Bali, Teile der Hauptinsel Java, Sulawesi sowie Papua. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Strände zu meiden. Auch Japan rief am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo einen Tsunami-Alarm aus.

Schäden: Mehr als 900 000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, teilte der Katastrophenschutz (Onemi) mit. "Es hat keine große Zerstörung gegeben", sagte Onemi-Chef Ricardo Toro nach einem Bericht des Radisosenders Bio Bio in einer ersten Einschätzung. Zahlreiche Straßen sind jedoch durch Erdrutsche blockiert, teilweise brach die Elektrizitäts- und Wasserversorgung zusammen. Schäden meldete auch der Flughafen Iquique, der den Betrieb einstellen musste. Weil unzählige Menschen gleichzeitig mit ihren Autos flüchteten, kam es zu Verkehrsstaus. Chiles Präsidentin Michelle Bachelet hat drei Regionen im Norden des Landes zum Katastrophengebiet erklärt. Das Militär solle den Betroffenen in der Region helfen, aber auch Plünderungen vermeiden, sagte sie in der Nacht in einer Fernsehansprache: "Es sind die notwendigen Maßnahmen getroffen worden, um die Bürger zu schützen." Peru, Brasilien und Argentinin hätten Hilfslieferungen angeboten. Aus einer Frauenhaftanstalt in Iquique brachen etwa 300 Insassinnen aus. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP konnten bislang 110 von ihnen wieder gefasst werden.

Weiteres Beben in Panama: Nur wenige Stunden nach dem schweren Erdbeben im Norden Chiles hat auch in Panama die Erde gebebt. Das Zentrum des Bebens der Stärke 5,8 lag rund 60 Kilometer südlich der Stadt David in einer Tiefe von 27 Kilometern, wie die US-Erdbebenwarte USGS mitteilte. Menschen hätten in Panik ihre Häuser verlassen, berichtete der Fernsehsender TVN 2. Die Erschütterung sei auch in Panama-Stadt zu spüren gewesen.

Erdbeben Südamerika Chile

Erdbeben-Region Südamerika: Klicken Sie ins Vorschau-Bild für eine Großansicht zu den stärksten Erdbeben in der Region

(Foto: SZ Grafik)

Erdbeben-Region Chile: In den vergangenen Wochen hatte es in Chile mehr als 400 kleinerer Erdbeben gegeben. Das Land liegt in einer seismologisch problematischen Zone. Das stärkste gemessene Erdbeben aller Zeiten fand 1960 mit 9,5 auf der sogenannten Momenten-Magnitudenskala ebenfalls in Chile statt. Damals kamen mehr als 5000 Menschen ums Leben. Am 27. Februar 2010 waren bei einem Erdbeben der Stärke 8,8 in Südchile mehr als 500 Menschen umgekommen. In Nordchile waren seit dem 19. Jahrhundert keine Erdbeben dieser Stärke verzeichnet worden.

Hier ein Video von den Evakuierungen in der Küstenstadt Antofagasta:

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