Erdbeben in SüdostasienKind und zwei Frauen in Myanmar nach 60 Stunden gerettet

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Einsatz nach dem Erdbeben: Chinesische Rettungskräfte stehen in Mandalay, Myanmar, vor einem eingestürzten Gebäude.
Einsatz nach dem Erdbeben: Chinesische Rettungskräfte stehen in Mandalay, Myanmar, vor einem eingestürzten Gebäude. (Foto: Stringer/Reuters)

Zweieinhalb Tage waren sie in der Stadt Mandalay unter den Trümmern eines Gebäudes begraben.

Etwa 60 Stunden nach dem schweren Erdbeben in Myanmar haben Rettungskräfte drei Verschüttete aus den Trümmern gerettet, darunter ein fünfjähriges Kind. Zudem seien eine schwangere Frau und eine 29-Jährige, die unter dem eingestürzten Hochhaus „Sky Villa Condo“ in der Stadt Mandalay begraben lagen, von chinesischen Einsatzkräften lebend geborgen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Myanmar Now unter Berufung auf die chinesische Botschaft in Myanmar. Die Vermissten seien am frühen Morgen (Ortszeit) entdeckt worden. Weitere Einzelheiten sind bisher nicht bekannt.

Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,7 auf der Richterskala hatte am Freitag die Region erschüttert und viele Gebäude in Myanmar und Thailand zum Einsturz gebracht. Das Epizentrum lag in Zentral-Myanmar nahe der Stadt Mandalay. Später gab es ein Nachbeben der Stärke 6,4.

Die Erde in Myanmar und Thailand kommt auch weiter nicht zur Ruhe. Auf der Webseite der US-Erdbebenwarte USGS wurde bislang zwar kein neues Beben in der Region verzeichnet. In Bangkok wurden jedoch am Mittag (Ortszeit) vorsichtshalber zahlreiche Hochhäuser evakuiert, nachdem offenbar Nachbeben zu spüren waren. „Ich habe es gespürt, wenn natürlich auch viel leichter als das vom Freitag“, sagte ein Büroangestellter im Stadtteil Sathorn der Nachrichtenagentur dpa. „Ich glaube, die Behörden wollen jetzt einfach auf Nummer sicher gehen.“

In Bangkok suchen Rettungskräfte in einem eingestürzten Rohbau weiter nach knapp 80 Vermissten. Die Teams sind mit Baggern und Spürhunden im Einsatz. Angehörige warteten verzweifelt vor dem Schuttberg, der von dem rund 30-stöckigen Hochhaus noch übrig ist. Die 72 Stunden, die Verschüttete normalerweise ohne Nahrung und Wasser auskommen können, sind bald erreicht. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurde zuletzt ein weiterer Toter aus den Trümmern geborgen. Damit liegt die Gesamttodeszahl in der thailändischen Hauptstadt nun bei 18.

Keine internationalen Medien in Myanmar zugelassen

Im Krisenland Myanmar, wo eine Militärjunta regiert und der Informationsfluss schwierig ist, bleibt die Situation unübersichtlich. Am Morgen gab es im Staatsfernsehen keine neuen Zahlen zu Todesopfern und Vermissten. Zuletzt hatte die Militärregierung am Wochenende von 1700 Toten, etwa 3400 Verletzten und 300 Vermissten gesprochen.

Die Hilfsorganisation Save the Children berichtete, dass viele Familien aus Angst vor Nachbeben in Klöstern und auf Fußballfeldern Zuflucht gesucht hätten. Zahlreiche beschädigte Straßen und die unterbrochenen Kommunikationsleitungen erschwerten die Hilfsmaßnahmen. Gleichzeitig habe die Junta, die sich Anfang 2021 an die Macht geputscht hatte, internationalen Medien den Zugang zum Katastrophengebiet untersagt, schrieb die Nachrichtenagentur Myanmar Now unter Berufung auf den General Zaw Min Tun.

Lokale Medien berichteten, dass in der besonders schwer betroffenen Region Sagaing Anwohner selbst nach Vermissten suchten, weil die Rettungskräfte nicht zu ihnen durchkämen. Nach Angaben des Nachrichtendienstes Mizzima News sind noch immer viele Menschen in eingestürzten Klöstern eingeschlossen.

WHO ruft höchste Notfallstufe aus

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief derweil die höchste Notfallstufe aus. Innerhalb von 24 Stunden seien fast drei Tonnen Hilfsgüter bereitgestellt und globale medizinische Notfallteams koordiniert worden.

Die WHO benötige dringend acht Millionen US-Dollar, um in den kommenden 30 Tagen Schwerverletzte zu versorgen, den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die wichtigsten Gesundheitsdienste wiederherzustellen. Ohne eine sofortige Finanzierung würden Menschenleben verloren gehen und die fragilen Gesundheitssysteme ins Wanken geraten.

Beben auch nahe Tonga

Auch nahe dem Inselstaat Tonga im Südpazifik wurde ein schweres Erdbeben gemeldet. Die Erdbebenwarte USGS gab die Stärke der Erdstöße vom frühen Montagmorgen (Ortszeit) mit 7,0 an. Demnach lag das Zentrum 73 Kilometer südöstlich von Pangai, dem Hauptort der Inselgruppe Haʻapai, entfernt in einer Tiefe von 29 Kilometern. Berichte über Schäden oder Verletzte gibt es bislang nicht.

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