SüdostasienSuche nach Erdbeben-Überlebenden - Helfer kämpfen gegen die Zeit

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Das Erdbeben in Myanmar war auch in Thailands Hauptstadt Bangkok deutlich zu spüren. Vor allem an einem eingestürzten Hochhaus wird nach Verschütteten gesucht.
Das Erdbeben in Myanmar war auch in Thailands Hauptstadt Bangkok deutlich zu spüren. Vor allem an einem eingestürzten Hochhaus wird nach Verschütteten gesucht. (Foto: Patipat Janthong/Reuters)

Zwei Tage nach dem Erdbeben in Südostasien ist die Lage weiter unübersichtlich, vor allem in Myanmar. In Bangkok suchen Helfer in einem Trümmerberg nach Verschütteten.

Nach dem verheerenden Erdbeben von Myanmar setzen in Südostasien Rettungskräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort. In Thailands Hauptstadt Bangkok bargen die Helfer in den frühen Morgenstunden eine weitere Leiche aus den Trümmern eines eingestürzten Wolkenkratzers, wie die Zeitung Khaosod berichtete. Die Zahl der bestätigten Erdbeben-Toten in Bangkok stieg auf 17. 83 Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden mit. 32 Verletzte wurden gemeldet.

In dem immensen Schuttberg des Hochhauses, das sich beim Einsturz noch im Bau befand, werden weitere Menschen vermutet. Zehn Tote wurden allein dort bestätigt. Die Helfer kämpfen gegen die Zeit. Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden, am Vortag hatten sie Lebenszeichen unter den Trümmern vernommen. Am Hochhaus haben sich Menschen versammelt und warten verzweifelt auf Nachrichten über ihre Angehörigen, von denen sie seit dem Unglück nichts mehr gehört haben.

Behörden untersuchen Einsturz

Das 30-stöckige Gebäude im Rohbau war zusammengebrochen, als schwere Erdstöße mit Epizentrum in Myanmar am Freitag Südostasien erschütterten. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7. Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben - das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Es gab zahlreiche weitere Nachbeben. Auch in Teilen von China und Vietnam waren die großen Beben deutlich zu spüren.

Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden haben mittlerweile eine Untersuchung eingeleitet, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte, wie die Bangkok Post berichtete. Demnach war das Bürogebäude ein Joint-Venture-Projekt der Italian-Thai Development Plc und einer Tochtergesellschaft der China Railway No.10 Engineering Group, die zum chinesischen Staatsbetrieb China Railway Engineering Corporation (CREC) gehört.

Zahlreiche Tote in Myanmar

Aus dem besonders betroffenen Myanmar dringen nur wenige Informationen nach außen. Die in dem Bürgerkriegsland regierende Militärjunta bestätigte bislang 1 644 Tote. 3 400 Menschen erlitten Verletzungen. Experten befürchten jedoch, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die Lage in dem Land ist dramatisch. Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen, Brücken eingestürzt und ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört.

Laut Myanmar Now brachte die Naturkatastrophe auch den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyidaw zum Einsturz. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenseite unter Berufung auf eigene Quellen.

Myanmars Schattenregierung will Kampfpause

Die Opposition in Myanmar kündigte eine einseitige Kampfpause für die Zeit der Rettungsarbeiten an. Jegliche Angriffe würden für zwei Wochen ausgesetzt, erklärte die Nationale Einheitsregierung (NUG), jene demokratische Schattenregierung, die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hatte. Ausgenommen seien allerdings „Verteidigungshandlungen“, hieß es.

Medienberichten zufolge setzte die Militärjunta auch kurz nach den Erdstößen ihre Angriffe gegen Rebellengruppen fort. Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, Tom Andrews, forderte von der Junta im Gespräch mit der britischen BBC eine Unterbrechung aller Militäroperationen.

Hunderte Häuser in China beschädigt

In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt. Zwei Menschen wurden dort verletzt. Die Behörden prüften den Angaben zufolge nach dem Beben den Zustand von Wasserschutzprojekten und Elektrizitätsanlagen.

Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar läuft nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. China entsandte nach Angaben staatlicher Medien mehrere Teams des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Laut Xinhua befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses. Auch die thailändische Regierung teilte mit, Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben, die Such- und Rettungsarbeiten und bei der Erfassung von Schäden unterstützen sollen.

Auch Myanmars im Westen angrenzendes Nachbarland Indien schickte erste Hilfsgüter. Ein Flugzeug der indischen Luftstreitkräfte sei mit einer 15 Tonnen schweren Ladung mit Hilfsmaterialien wie etwa Zelten, Decken, Generatoren und Arzneien in der Stadt Yangon gelandet, teilte das Außenministerium in Delhi. Begleitet wurde die Lieferung demnach von einer Gruppe von Such- und Rettungskräften sowie von einem medizinischen Team.

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