Schweiz:Verschollen in den Bergen

Schweiz: Ein Kampfjet vom Typ F/A 18. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen mit diesem Modell.

Ein Kampfjet vom Typ F/A 18. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen mit diesem Modell.

(Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

Erneut stürzt ein Flugzeug der Schweizer Luftwaffe ab. Der Pilot wird noch immer vermisst. Es ist nicht der erste tragische Zwischenfall bei der eidgenössischen Armee.

Von Charlotte Theile, Zürich

Ein Kampfjet der Schweizer Luftwaffe, Typ F/A 18, ist am Montagnachmittag abgestürzt. Um 16 Uhr war die mit einem Piloten besetzte Maschine im Berner Oberland zu einem Trainingsflug aufgebrochen. Es war die zweite von zwei Maschinen. Ab 1000 Metern herrschte Hochnebel, weshalb der erste Pilot zunächst nichts vom Verschwinden der zweiten Maschine bemerkte. Um 16.05 Uhr brach der Funkkontakt ab. Aufgrund elektronischer Signale konnten die Rettungskräfte das Absturzgebiet eingrenzen - Pilot und Maschine wurden recht bald in der Nähe des Sustenpasses vermutet, nicht weit vom Abflugort Meiringen entfernt. Am Dienstagmittag dann wurde die abgestürzte Maschine aus der Luft gesichtet, vom Piloten aber fehlte weiter jede Spur. Seine Familie wird von Care-Teams der Armee begleitet.

Die Unfallstelle liegt in unwegsamem Gelände, wegen der schwierigen Wetterbedingungen konnte die Luftwaffe am Montagabend zunächst nur mit Gebirgsspezialisten, die zu Fuß unterwegs waren, nach dem Piloten suchen. Am Dienstag, in den frühen Morgenstunden, wie das Schweizer Verteidigungsministerium mitteilte, wurden zusätzlich drei Helikopter der Luftwaffe und ein Spezialhelikopter der Zürcher Kantonspolizei in den Dauereinsatz über dem Sustenpass geschickt. Auf dem Landweg war die Unglücksstelle nicht zu erreichen, die Schweizer Armee versuchte am Nachmittag, Gebirgsspezialisten abzuseilen, hatte jedoch auch weiterhin mit dem Wetter zu kämpfen. Das Flugzeug, der Schleudersitz und der Pilot sind mit Sendern ausgestattet, die auch am nächsten Tag noch Signale aussenden müssten. Da dies nicht geschehe, müsse man davon ausgehen, dass alle Signalgeber zerstört seien, hieß es.

Es ist bereits der dritte Zwischenfall mit dem gleichen Flugzeugtyp in drei Jahren

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Kampfjet des Typs F/A 18 verunglückt - in den vergangenen drei Jahren kam es dreimal zu Zwischenfällen mit diesem Modell. Im Herbst 2013 zerschellte ein Zweisitzer am Lopper, einem Ausläufer des Pilatus im Kanton Nidwalden. Beide Insassen kamen ums Leben. Im Oktober 2015 konnte sich ein Pilot der Schweizer Armee beim Absturz eines F/A 18-Zweisitzers über Frankreich retten, indem er den Schleudersitz betätigte - er wurde mit Rückenverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, konnte aber bald wieder fliegen. Der damals 38-Jährige gilt als besonders erfahrener Pilot. Die Luftwaffe, die ihre Übungsflüge vorübergehend eingestellt hatte, kam bald darauf zu dem Schluss, es habe in diesem Fall "keinen systemischen Fehler, der die Überprüfung der ganzen Flotte nötig machen würde", gegeben. Die Übungen gingen also weiter. Von den ursprünglich 34 F/A 18-Fliegern sind noch 30 übrig.

Schweizer Medien listen nun sämtliche Flugunfälle der Armee auf. Im Juni dieses Jahres stürzte ein F-5-Tiger-Jet der Schweizer Kunstflugstaffel bei einer Show in den Niederlanden ab, auch hier konnte sich der Pilot retten. Andere Unfälle liegen länger zurück. Wie aber begründet sich die plötzliche Häufung? Liegt es am Kampfjet? An der Ausbildung der Piloten? Darüber wird in den nächsten Tagen diskutiert werden. Die Armee und das Verteidigungsministerium stehen in der Kritik, in den nächsten Tagen und Wochen dürften sowohl die Flotte als auch Übungsflüge und Pilotenausbildung genau untersucht werden.

Die Rettungskräfte im Sustengebiet suchen derweil weiter "mit Hochdruck" nach dem Piloten.

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