In der Schweiz haben schwere Unwetter für Überschwemmungen gesorgt. Bei einem Erdrutsch mit Schlamm- und Schuttmassen sind vier Menschen verschüttet worden. Eine Frau konnte am frühen Samstagmorgen im Misoxtal nördlich des Comer Sees im Kanton Graubünden lebend gerettet werden, wie die Polizei berichtete. Vermisst werde noch ein Paar und eine ältere Frau. Nach ihnen werde mit Hunden, Hubschraubern und Drohnen gesucht.
Der Schweizer Rundfunk berichtet von einer gewaltigen Steinlawine, die in der Gemeinde Lostallo heruntergekommen sei. Laut Rettungskräften sei die Steinlawine bis zu vier Meter hoch.
Graubünden erlebte nach Angaben des Wetterdienstes Meteonews 125 Millimeter Regen innerhalb von 24 Stunden. Das ist fast so viel, wie es dort sonst im gesamten Monat regnet: Üblich seien im Juni durchschnittlich 154 Millimeter. Dazu kamen im gleichen Zeitraum nach Angaben der dpa mehr als 7000 Blitze. Mancherorts traten Gewässer über die Ufer.
230 Menschen waren im Misoxtal vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Dort wurde eine Straße auf 200 Metern unterspült und stürzte ein. Die Straße ins Tal war nur für Rettungskräfte geöffnet. Dort lagen nach Angaben der Polizei meterhohe Felsbrocken. Die Polizei warnte davor, Keller oder Tiefgaragen zu betreten und rief die Bevölkerung auf, sich von Hochwasser führenden Gewässern fernzuhalten. Mehrere Ortschaften in der Region waren vom Strom abgeschnitten. Ein Autobahnstück an der Grenze zu Italien wurde wegen eines Erdrutsches gesperrt.
Der Touristenort Zermatt war von der Außenwelt abgeschnitten
Auch im rund 100 Kilometer Luftlinie weiter westlich gelegenen Touristenort Zermatt war die Lage angespannt. Das Dorf am Matterhorn war von der Außenwelt abgeschnitten, weil die Zugstrecke und eine Zufahrtsstraße gesperrt waren. Sämtliche Bewohner und Gäste seien aber in Sicherheit, betonte Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser. In Zermatt waren am Freitag der Triftbach und die Vispa über die Ufer getreten.
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Die Hauptgeschäftsstraße in Zermatt sei aber nicht betroffen, sagte eine Mitarbeiterin des Tourismusbüros der Deutschen Presse-Agentur. Restaurants und Geschäfte seien geöffnet, Gäste könnten auch die Bergbahnen benutzen. Allerdings sei die Mehrheit der Wanderwege aus Sicherheitsgründen gesperrt. Zermatt hat in Hotels und Ferienwohnungen mehr als 14 000 Betten für Feriengäste.
Auch am Bodensee im Norden des Landes galt wegen des Hochwasserrisikos Warnstufe 4 von 5. Menschen waren aufgerufen, sich von Ufern fernzuhalten. An der Rhone vor dem Eintritt in den Genfersee entspannte sich die Lage am Samstag. Bis zum Sonntag kann es in der Schweiz erneut zu Regenfällen kommen. Die Regenmengen seien aber nach Angaben des Schweizer Rundfunks kein Vergleich zu Freitagabend.