Schweiz:Posse um illegale Seifenblasen

Schweiz: Gunnar Jauch macht gerne riesige Seifenblasen.

Gunnar Jauch macht gerne riesige Seifenblasen.

(Foto: Arnd Weigmann/Reuters)

Gunnar Jauch bläst gerne riesige Seifenblasen in die Luft. Geht es nach dem Ordnungsamt in Zürich, soll er dafür zahlen.

Gunnar Jauch mag Seifenblasen. Riesige Seifenblasen, die er mit Fischerruten, Wollschnüren und einem großen Topf Seifenlauge im Freien herstellt. "Habe gestern am Zürichsee Bubbles gemacht, mit drei syrischen Flüchtlingskindern, an ihrem ersten Tag in der Schweiz. Sie wollten nicht aufhören und waren überglücklich. Ich auch", schreibt der pensionierte Architekt auf seiner Facebookseite. Klingt nach einem harmlosen Hobby. Die Polizei in Zürich sieht das anders.

Mehrere Strafbefehle hat Jauch "wegen wiederholtem unerlaubten Herstellens von Seifenblasen auf öffentlichem Grund" vom Zürcher Ordnungsamt bereits erhalten, berichtet die NZZ. Drei seien noch anhängig. Mitte Oktober soll der Polizist vernommen werden, der Jauch zwei der drei Strafbefehle ausgesprochen hat. Wegen "Verstoßes gegen die Verordnung durch unbewilligtes Darbieten von Straßenkunst außerhalb der bewilligten Gebiete". Die Regeln für Straßenkunst sind in Zürich streng: exakt eingegrenzte Gebiete, Bewilligungsanträge, unangemeldet geht nichts.

Der Beamte soll zudem eine "Verletzung der Sorgfaltspflicht zur Vermeidung nachteiliger Einwirkungen auf Gewässer" geltend gemacht haben, schreibt die NZZ. Kinder hatten den Seifenblasenkübel umgeworfen. Die Lauge, die laut Jauch mit nur zwei Prozent biologisch abbaubarer Seife versetzt war, lief aus - zehn Meter vom See entfernt, wie er sagt.

Die Strafbefehle belaufen sich auf Summen von 100 bis 300 Franken (umgerechnet etwa 90 bis 270 Euro). Dazu kommen Gebühren zwischen 150 und 330 Franken (140 bis 300 Euro). Jauch will nun klären lassen, was überhaupt Straßenkunst ist. Wenn Seifenblasen in diese Kategorie fallen, könnte dann nicht auch "eine Gruppe Juristen mit eigenartigen Frisuren, wie beispielsweise derjenigen der zuständigen Stadtrichterin" Straßenkunst sein? Aus seinem Einspruch zitiert die NZZ: "Ich werde all diese Bußen niemals bezahlen." Lieber gehe er ins Gefängnis.

Jauchs Anhänger sind von so viel Ungehorsam begeistert: Im März gab es eine Solidaritätskundgebung, bei der Dutzende Sympathisanten selbst Seifenblasen in die Luft schickten. Auch für die Drohung, lieber ins Gefängnis zu gehen, feiern sie Jauch auf Facebook. "Gunnar for Bürkliplatz President! Now!", schreibt ein User. "Gibt es Besuchszeiten im Knast?", fragt ein anderer. "1000 Besucher sollten dir gewiss sein."

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