Schweiz:Lebenslang nach Vierfach-Mord von Rupperswil

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Thomas N. auf der Anklagebank - aus Sicht des Gerichtszeichners. (Foto: Walter Bieri/dpa)
  • Für den Vierfachmord von Rupperswil in der Schweiz ist der angeklagte Fußballjugendtrainer zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
  • Eine lebenslängliche Verwahrung komme aber nicht in Frage.​ Das Gericht ordnete eine Therapie an, um die psychischen Störungen des Mannes zu behandeln.
  • Der 34-Jährige hatte zugegeben, kurz vor Weihnachten 2015 einen 13-Jährigen missbraucht und ihn, seinen Bruder, dessen Freundin und die Mutter der Jungen umgebracht zu haben.

Von Stefan Hohler, Schafisheim, und Anna Fischhaber

Der Vierfach-Mord von Rupperswil gilt als eines der grausamsten Verbrechen der Schweizer Kriminalgeschichte. Nun ist ein Urteil gefallen: Der Angeklagte wurde unter anderem wegen Mord, räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung, Geiselnahme, sexueller Handlungen mit Kindern, sexueller Nötigung, Pornografie, Brandstiftung und Urkundenfälschung zu lebenslanger Haft verurteilt. Zudem muss er mehr als eine Million Franken bezahlen. Thomas N. habe primitiv, kaltblütig, skrupellos und grausam gehandelt. Er habe seine Opfer regelrecht geschächtet, sagte Richter Daniel Aeschbach. Vor und nach der Tat habe er eine enorme Kälte gezeigt.

Der ehemalige Fußballjugendtrainer war der Polizei zuvor nie aufgefallen. Kurz vor Weihnachten 2015 gab er sich dann als Schulpsychologe aus, und überfiel eine Familie in der Nachbarschaft in Rupperswil, ein Ort zwischen Basel und Zürich. Er zwang die Mutter, ihm Geld von der Bank zu holen, missbrauchte den 13-jährigen Sohn und filmte die Tat. Anschließend schnitt er dem Jungen, seinem Bruder, dessen Freundin sowie der Mutter die Kehlen durch und legte Feuer, um seine Spuren zu verwischen. Der Richter sprach von einem "Highway des Grauens".

Vor Gericht in Schafisheim hatte Thomas N. die grausame Tat gestanden und selbst darüber gesagt: "Unmenschlich. Ein normaler Mensch macht das nicht." Demnach sei sein Hauptmotiv das Geld gewesen, die sexuelle Komponente zweitrangig. Das Urteil nahm er am Freitag ohne äußere Regung entgegen. Seine Verteidigerin wurde vom Gericht kritisiert, weil sie die Schuld in ihrem Plädoyer auf die Opfer abwälzen wollte. Das sei bizarr und grotesk, so der Richter.

"Nur diese höchste Strafe im Schweizer Strafrecht ist angemessen"

Den Ermittlungen zufolge soll Thomas N. mindestens zwei weitere Taten nach gleichem Muster konkret geplant haben. Im Internet suchte er demnach erneut Jungen, die ihm gefielen, spähte ihre Familien aus, bereitete seinen Rucksack vor und fuhr an die Wohnorte der Kinder. Bevor er erneut zuschlagen konnte, wurde er im Mai 2016 gefasst. Das Gericht sprach in seiner Urteilsbegründung von Hinweisen auf eine Serientäterschaft und verurteilte ihn auch wegen strafbarer Vorbereitungshandlungen.

"Nur diese höchste Strafe im Schweizer Strafrecht ist angemessen", sagte Richter Aeschbach bei der Urteilsverkündung. Er ordnete zudem eine Therapie an, um die psychischen Störungen des Mannes zu behandeln. Eine dauerhafte Untherapierbarkeit hatten die Gutachter klar verneint, deshalb komme eine lebenslängliche Verwahrung nicht in Frage.​ Zwei psychiatrische Sachverständige hatten den Angeklagten als narzisstisch und pädophil beschrieben, hielten ihn aber für therapierbar.

Beim Strafmaß gab es allerdings Uneinigkeit: Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft und die anschließende lebenslängliche Verwahrung des 34-Jährigen gefordert. Die Verteidigerin plädierte auf 18 Jahre Freiheitsstrafe. Das fünfköpfige Gericht war sich bezüglich der lebenslänglichen Verwahrung nicht einig, die Mehrheit sprach sich schließlich dagegen aus und ordnete lediglich eine "ordentliche Verwahrung" an, wie es in der Schweiz heißt. Dort gibt es zwei Arten von Verwahrungen: Bei der ordentlichen Verwahrung kann der Straftäter entlassen werden, sobald zu erwarten ist, dass er sich in der Freiheit bewährt.

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Vierfachmord in der Schweiz
:"Ein normaler Mensch macht das nicht"

Ein 32-Jähriger soll eine Familie überfallen und den 13-jährigen Sohn missbraucht haben, bevor er alle tötete. Sein Hauptmotiv sei das Geld gewesen, sagt der Angeklagte zum Prozessauftakt.

Von Thomas Hasler, Stefan Hohler und Simone Rau

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