Schwedisches Königshaus:Zu viele Kronen ausgegeben

Hochzeit, Thronjubiläum und ein Todesfall: Die Finanzen des schwedischen Königshauses haben im vergangenen Jahr deutlich gelitten. Doch in Stockholm laufen schon die Vorbereitungen für das nächste royale Großereignis.

Eine märchenhafte Braut in einem spitzenbesetzten Valentino-Kleid mit vier Meter langer Schleppe, ein zu Tränen gerührter Bräutigam, jubelnde Massen, 400 internationale Gäste und die ganz großen Gefühle: Die Hochzeit von Prinzessin Madeleine und dem amerikanischen Investmentbanker Chris O'Neill war zweifelsohne etwas fürs Herz eines jeden Royal-Fans. Ganz schön teuer war sie aber auch. 333.000 Euro hat der royale Ringtausch gekostet.

Hinzu kamen im vergangenen Jahr noch ein Todesfall und ein Thronjubiläum: Insgesamt hat das schwedische Königshaus 2013 ein Minus von zwei Millionen Kronen (etwa 222 000 Euro) eingefahren. Grund sind die hohen Ausgaben für zahlreiche Festlichkeiten, heißt es. Zu seinem 40-jährigen Thronjubiläum war König Carl XVI. Gustaf wochenlang durchs ganze Land gereist. Recht teuer wurde auch die feierliche Beisetzung der im Alter von 97 Jahren verstorbenen Prinzessin Lilian im März.

"Wir haben mit einem Defizit gerechnet", sagte Superintendent Jan Lindman bei der Präsentation des Jahresberichts für 2013. "Das Ergebnis ist sogar etwas besser, als wir erwartet hatten." Das schwedische Parlament hatte dem Königshaus im vergangenen Jahr 124 Millionen Kronen (etwa 14 Millionen Euro) zugewiesen. Die Hälfte davon dient zur Finanzierung des Hofstaats.

Der König und die Halbwelt

In Zeiten wie diesen kommt das royale Minus dem Königshaus sehr ungelegen. Prägte lange Zeit ein höflich desintereressiertes Auf und Ab das Verhältnis zwischen den Schweden und ihrem Monarchen, sind die Umfragewerte mittlerweile im Keller. In einer aktuellen Umfrage des SOM-Instituts der Universität Göteborg aus dem April 2014 gaben 16 Prozent der Befragten an, "sehr wenig" Vertrauen in ihre Königsfamilie zu haben.

Ein Ergebnis, das nicht überrascht: Seit den 1990er-Jahren sinken die Umfragewerte der schwedischen Royals kontinuierlich. Ein TV-Sender berichtete vor einiger Zeit, dass sich Silvias Vater im Dritten Reich an der Enteignung von Juden bereichert habe. Und dann kam mit der nicht autorisierten Biografie Der widerwillige Monarch auch noch ein Buch auf den Markt, das Carl Gustaf mit Prostituierten und der Halbwelt in Verbindung brachte - Vorwürfe, von denen sich der Ruf des Königs nie wieder ganz erholt hat.

Taufe an Pfingstsonntag

Zwar stimmten nur 23 Prozent der befragten Untertanen im Januar für eine Abschaffung der Monarchie, doch Umfragen in Schweden kommen schon lange zu dem Ergebnis, dass das Volk einen Wechsel auf dem Thron möchte. 48 Prozent aller Befragten wünschten sich bereits 2012, dass Kronprinzessin Victoria den Platz ihres wenig beliebten Vaters einnehmen würde. Doch der umstrittene Monarch denkt nicht an Abdankung.

Während die stets strahlende Victoria mit ihrer kleinen Tochter Estelle und ihrem Ehemann Daniel für ein gutes Image des Königshauses sorgt, fällt ihre Schwester Madeleine zunehmend in Ungnade. Durch ihre Flucht aus Stockholm und ihren Umzug nach New York entziehe sich das jüngste Kind der Königsfamilie immer mehr den königlichen Verpflichtungen, sagen Kritiker. Für rege Diskussionen im Land sorgte auch Madeleines Vorhaben, ihre vor zwei Monaten geborene Tochter Leonore im fernen Amerika aufzuziehen.

Es dürfte also alle freuen, wenn am Pfingstsonntag (8. Juni) die kleine Leonore in der Kirche auf Schloss Drottningholm in Stockholm getauft wird - nur die Kasse des Königshauses wird wieder ächzen.

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