Schweden:Wer hat Angst vorm bösen Wolf?

Schweden: Jagdsaison: In Schweden sollen von Anfang Januar bis Mitte Februar insgesamt 46 Wölfe geschossen werden.

Jagdsaison: In Schweden sollen von Anfang Januar bis Mitte Februar insgesamt 46 Wölfe geschossen werden.

(Foto: imago)

Seit die Wolfsjagd in Schweden erlaubt wurde, herrscht ein erbitterter Streit zwischen Naturschützern und Jägern. Ein Besuch im Wald von Ockelbo.

Von Silke Bigalke, Ockelbo

Silvesternacht, ein Wolf läuft in der Nähe von Karlstad, West-Schweden, vor ein Auto. Das Tier ist schwer verletzt, die Polizei ruft einen Jäger. Der erschießt den Wolf. Daraufhin erhält er Drohungen, online und direkt vor seiner Haustür. An seinem Auto hängt ein Zettel: "Trau' du dich zu starten." Der Jäger informiert Polizei und Fernsehen, der Fall geht durch die Medien, der Jägerverband ist empört. Die Wölfe, sie spalten Schweden, seit das Land 2010 die Jagd nach festgelegten Quoten wieder eingeführt hat. Mitte der Sechzigerjahre waren die Wölfe fast aus Schweden verschwunden, bis dahin hatte die Regierung eine Prämie auf jeden toten Wolf gezahlt. Seit 2010 also ist die schwedische Regierung der Ansicht, es seien wieder genug Wölfe im Land. Genug Wölfe, um zu jagen. Seither tobt ein erbitterter Streit, zwischen Jägern und Naturschützern, zwischen Wolf-freundlichen Städtern und Landmenschen, denen die Raubtiere zu nahe rücken. Und 2016 sollen noch mehr Wölfe geschossen werden als zuvor. 46 Wölfe haben die Behörden zur Jagd freigegeben, verteilt auf fünf unterschiedliche schwedische Provinzen. Wie jedes Jahr zogen Tierschützer dagegen vor Gericht, das Verfahren dauert an. Die Wolfsjagd wird so lange auf Eis gelegt, bis die Richter eine Entscheidung getroffen haben. Dagegen wiederum klagen die Jäger, die nicht auf die Entscheidung warten wollen; Jagdsaison ist schließlich von Anfang Januar bis Mitte Februar. Sie hatten Erfolg: In den Provinzen Gävleborg und Dalarna wurde der Jagdstopp aufgehoben. Dort durften die Jäger also losschießen, obwohl noch gar nicht feststand, wie die Klage der Tierschützer überhaupt ausgehen wird. "Ganz schön kompliziert", sagt Per Mellström, ein Jäger aus Ockelbo, Provinz Gävleborg. Er hat im Januar die Jagd in seinem Revier angeleitet, sechs Wölfe haben sie geschossen. Zwei Wochen später ist er auf dem Weg durch die schwedische Winterlandschaft, um zu schauen, ob noch Wölfe aus dem Rudel übrig sind. Schießen darf er sie nicht, die Quote für Ockelbo ist erreicht. Dabei wären die Bedingungen gerade jetzt perfekt, im Neuschnee kann man die Spuren am besten erkennen. Mellström biegt auf einen Waldweg ab, steigt aus dem Wagen aus. Vor ihm zieht sich eine Spur über den Weg, Abdrücke wie von einem großen Hund. Er folgt ihnen, findet einen Fetzen Fell, dann einen toten Fuchs. Manchmal töteten Wölfe auch Füchse, sagt er. "Dieser hier hat ihm wohl nicht geschmeckt."

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