Brand in "Schwarzwaldstube":"Wir kommen wieder"

Lesezeit: 2 min

"Es hilft nichts, aber wir müssen jetzt nur nach vorn schauen", sagt Heiner Finkbeiner, Chef des Hotels Traube Tonbach. (Foto: dpa)

Die "Schwarzwaldstube" ist abgebrannt und mit ihr eine Ikone der internationalen Spitzengastronomie. Aller Wehmut zum Trotz lassen sich die Betreiber nicht entmutigen.

Von Marten Rolff

Wer sich am Wochenende allein an die dürren Fakten der Feuerwehrmeldungen zur Schwarzwaldstube in Baiersbronn hielt, der konnte das Ausmaß der Katastrophe nicht im Ansatz ermessen: Ein Hotelrestaurant im Schwarzwald brennt am frühen Sonntagmorgen aus bisher ungeklärter Ursache bis auf die Grundmauern herunter, Menschen kommen dabei nicht zu Schaden, die Feuerwehr ist dank eines modernen Brandmeldesystems sofort am Einsatzort, und ihr gelingt es, das Feuer so weit einzudämmen, dass es nicht auf angrenzende Gebäude übergreift. So weit, so brandunfallalltäglich also? Sicher nicht, denn alltäglich war an diesem Restaurant überhaupt nichts. Sein ideeller Wert dürfte den materiellen Verlust bei Weitem übersteigen.

Die Schwarzwaldstube, das kann man ohne Übertreibung sagen, war das wichtigste deutsche Restaurant der vergangenen 25 Jahre, eine Ikone der internationalen Spitzengastronomie und das Aushängeschild des "Gourmetdorfs" Baiersbronn, in das Feinschmecker aus der ganzen Welt reisen, und das die New York Times einmal "die überraschendste Restauranthauptstadt der Welt" nannte. Die Strahlkraft, die von den nur elf Tischen in der Schwarzwaldstube ausging, war bemerkenswert, was sich nicht nur darin ausdrückt, dass die Küche seit 1992 ununterbrochen mit drei Michelin-Sternen bewertet wird (ein deutscher Rekord), sondern vor allem darin, wer hier alles ausgebildet wurde. Das Gourmetrestaurant gilt als Kaderschmiede der deutschen Haute Cuisine, an seinem Herd lernten etwa fünf Dutzend deutsche Sterneköche. Ohne Harald Wohlfahrt, der die Küche bis zu seinem Ruhestand vor knapp zwei Jahren führte, wäre das sogenannte deutsche Küchenwunder wohl kaum möglich gewesen. Sein Nachfolger Torsten Michel wusste an diese Erfolge anzuknüpfen.

Brand in Drei-Sterne-Restaurant
:"Das tut natürlich sehr weh"

Das Gourmet-Restaurant "Schwarzwaldstube" in Baiersbronn ist nach einem Feuer komplett zerstört. Der Inhaber zeigt sich trotz des Millionenschadens zuversichtlich.

Einen solchen Ort abbrennen zu sehen, "lässt mir natürlich das Herz bluten, das sind 230 Jahre Geschichte, ich bin unendlich traurig", sagte Heiner Finkbeiner am Montag. Der 71-Jährige ist Chef des Hotels Traube Tonbach, zu dem die Schwarzwaldstube gehört, genauso wie die beiden Nachbarrestaurants Köhlerstube (ein Michelinstern) und Bauernstube, die ebenfalls Opfer der Flammen wurden. Finkbeiner wurde in dem Restaurantgebäude geboren, das den ältesten Teil des gesamten Hotelkomplexes ausmacht. Sein Urahn Tobias Finkbeiner hatte an selber Stelle bereits 1789 eine Schenke für Holzfäller eröffnet, seitdem war das Lokal in Familienbesitz.

Trotz aller Wehmut findet Heiner Finkbeiner, dass man bei dem Brand "Glück im Unglück" gehabt habe. Schließlich sei niemand verletzt worden, die Feuerwehr habe "hervorragend" gearbeitet, und die Solidarität der vergangenen Tage sei überwältigend: Baiersbronner Kollegen, die Einsatzkräfte versorgten, Köche und Gäste aus der ganzen Welt, die Unterstützung anboten. "Es hilft nichts, aber wir müssen jetzt nur nach vorn schauen", sagte Finkbeiner. Und er sei "sehr optimistisch", dass man die Schwarzwaldstube schnell wieder aufbaue.

Zur Schadenshöhe kann das Hotel bisher ebenso wenig sagen wie zur Brandursache. Das Haus sei ja derzeit wegen Einsturzgefahr noch für niemanden begehbar, sagte der Hotelchef, aber wahrscheinlich habe "ein technischer Defekt" in der Küche der Köhlerstube das Feuer nachts um drei ausgelöst. Am Montagmorgen organisierte die Hotelleitung der Traube Tonbach als Erstes ein Treffen aller 24 Abteilungsleiter, um über die "neuen Strukturen" nach dem Ausfall der drei Restaurants zu sprechen. Finkbeiners wichtigste Botschaft: Keiner der insgesamt hundert Mitarbeiter dieser Restaurants wird entlassen.

Direkt gegenüber, in der Traube, gibt es eine große Hotelküche, da habe man einige Möglichkeiten für Übergangslösungen; der Personalstab, das Know-how dafür - "es ist ja alles da", sagte Finkbeiner, und eine kurze Atempause hat man auch, bis Anfang Februar wäre ohnehin Winterpause in der Schwarzwaldstube gewesen. Genaueres für die Zeit danach könne man noch nicht sagen, und natürlich werde das erst einmal ein wenig anders als vorher, aber sicher ist: "Wir kommen wieder."

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusReden wir über Geld mit Holger Stromberg
:"Eigentlich ist die Gastronomie schon begraben"

Holger Stromberg hat jahrelang die deutsche Nationalelf bekocht. Ein Gespräch über gesunde Ernährung, billige Schnitzel und die Frage, wie er sich mit 15 eine Rolex leisten konnte.

Von Thomas Öchsner und Vivien Timmler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: