Am Samstag, endlich, sollte es so weit sein: Die Geburt des Babys von Herzogin Catherine. Die Welt schaute nach London, auf die Tür zum privaten Lindo-Flügel des St Mary Hospital. Doch nichts geschah. Das Warten geht weiter. Diese Leiteransammlung in der South Wharf Road im Londoner Stadtteil Paddington ist weder der Abverkauf einer Gerüst-Firma noch der Flohmarkt arbeitsloser Maler. Seit Anfang Juli schon warten hier Reporter und Fotografen auf das Ereignis des Jahres: die Geburt des Babys von Prinz William und Herzogin Catherine.
Auch dieser Mitarbeiter des Fernsehsenders NBC will sicher sein, dass er in den entscheidenden Momenten alles im Blick hat. Alles ist in diesem Fall die Tür auf dem gegenüberliegenden Gehweg. Durch sie wird wohl der Palastbeamte herauskommen, der die offzielle Geburtsanzeige zum Buckingham Palast bringt.
Alles, was über den Nachwuchs bekannt ist, wurde schon vorwärts und rückwärts berichtet und seitwärts wiederholt. Bei für britische Verhältnisse eher unüblichem Sommerwetter bleibt den TV-Moderatoren und Kameraleuten nichts zu tun, als zu warten und ...
... zu wetten. Bei einem Tippspiel wetten die Medienleute in der South Wharf Road um das Geschlecht und den Geburtstermin des Kindes. Vergangene Woche hatten sich die britischen Medien auf Samstag als den wahrscheinlichsten Tag geeinigt. Doch nichts geschah.
Die Paare, die sich bisher auf den scharf bewachten Steinstufen präsentierten waren weder Thronfolger noch - nach allem, was man weiß - eben Eltern geworden. Die Öffentlichhkeit geht davon aus, dass an ebendieser Stelle ...
... William und Catherine in den kommenden Tagen die neue Nummer Drei in der britischen Thronfolge der Welt vorstellen werden. Solange dieses Ereignis noch nicht eingetreten ist, bleibt die Bühne Touristen und anderen Schaulustigen überlassen.
Und alle, die an der Monarchie irgendwie mitverdienen, hoffen noch auf den ganz großen Boom. Während anderswo noch fieberhaft an rosa und hellblauen Druckvorlagen für Erinnerungsteller und -geschirrtücher gefeilt wird, wartet man bei Madame Tussauds ganz ruhig auf die babybedingten Besucherströme.
Der Künstler Kaya Mar hofft, schon jetzt am St Marys Hospital Abnehmer für seine eigenwilligen Gemälde zu finden. So viel Aufmerksamkeit wie in diesen Tagen wird ihm wohl selten zuteil. Aber halt, was ist das?
Ach, nur die Hand einer Reinigungskraft. Bis auf weiteres heißt es also: Abwarten, Teetrinken, ...
... oder nochmal ein Nickerchen einlegen. Und all die Reporter, die von der Warterei zumindest eine vorzeigbare Urlaubsbräune davontragen dürften?
Versuchen weiterhin, über inhaltslose Schlagzeilen und nicht vorhandene Nachrichten zu berichten. Und über das Warten, natürlich.