Schüsse in Schweizer Unternehmen:Luzerner Amokläufer schoss gezielt auf Menschen

Bei einer Schießerei in einer Holzfirma im Schweizer Kanton Luzern sind drei Menschen getötet worden, unter ihnen auch der Schütze. Der Mann eröffnete das Feuer auf seine Kollegen vor der Betriebskantine. Das Motiv des 42-Jährigen ist noch unklar.

Bei der Holzfirma Kronospan Schweiz AG in Menznau ist es zu einer Schießerei mit mehreren Toten und Schwerverletzten gekommen. Ein 42 Jahre alter Mann zog während der Frühstückspause gegen 9 Uhr morgens eine Waffe und schoss auf seine Kollegen - zuerst in einer Werkstatt, dann im Verbindungsgang zur Kantine und schließlich in der Kantine selbst.

Drei Menschen starben, sieben wurden verletzt. Schwerverletzte wurden mit Hubschraubern in Krankenhäuser geflogen. Unter den Toten ist auch der Schütze selbst, wie die Polizei bestätigte. Kollegen zufolge war der Mann seit mehr als zehn Jahren in dem Unternehmen tätig.

Unklar war zunächst, wie der Schütze selbst zu Tode kam. Die Polizei erklärte, sie wolle sich dazu erst äußern, wenn das Autopsie-Ergebnis vorliege. Auch der genaue Ablauf der Tat war unklar. Nach Polizeiangaben gibt es voneinander abweichende Zeugenaussagen.

Nach Angaben der Firmenleitung galt der Täter als ruhig und unauffällig. Alle seien sehr überrascht und könnten nicht verstehen, was vorgefallen sei, sagte Firmenchef Mauro Capozzo. Die Neue Luzerner Zeitung berichtete, der 42-Jährige habe möglicherweise psychische Probleme gehabt. "Im letzten Jahr hat er sich verändert", zitierte die Zeitung einen Mitarbeiter. "Er hat öfter Selbstgespräche geführt oder redete mit Leuten, die gar nicht da waren."

Laut dem Chef der Luzerner Kriminalpolizei, Daniel Bussmann, richtete der Täter "seine Waffe, eine Pistole, ganz gezielt auf Personen". Was für eine Waffe er benutzte, wollte der Kripo-Chef nicht sagen. Angesichts der vielen in einer kurzen Zeitspanne abgegeben Schüsse und der schweren Wunden wird jedoch vermutet, dass der Täter aus mindestens einer automatischen Waffe schoss. In der Schweiz sind solche Waffen trotz vieler Bemühungen um gesetzliche Verbote und schärfere Kontrollen immer noch vergleichsweise leicht zu bekommen.

"Unvorstellbar, was da passierte"

Die Polizei spricht bezüglich der Tat von einem "Großereignis". Beamte und Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort, ein Reporter berichtete von mehr als 20 Polizeiwagen. Das Gebiet um die Kronospan Schweiz AG wurde weiträumig abgesperrt.

Die Holzfirma hatte am Morgen bekannt gegeben, dass sie die Produktion in Menznau trotz guter Auftragslage habe drosseln müssen. Schuld seien die schlechten Erntebedingungen im Herbst, schreibt der Willisauer Bote. Medienberichte, wonach das Unternehmen Entlassungen geplant habe, bezeichnete die Unternehmensleitung als Gerüchte. "Die Firma hat seit Monaten keine Kündigung ausgesprochen", sagte Kronospan-Chef Mario Caprozzo.

"Unvorstellbar, was da passierte", sagte die Vorsitzende des örtlichen Gewerbeverbands dem Nachrichtenportal Tagesanzeiger.ch. "Jeder im Dorf, ja gar in der Region, kennt Kronospan in Menznau. Dort unten arbeiten 400 Leute, das ist mit Abstand der größte Arbeitgeber hier." Kronospan ist ein internationaler Konzern mit Sitz in Österreich, der jährlich Milliarden mit der Produktion von Holzprodukten umsetzt.

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