SZ-Kolumne "Bester Dinge":Krasser Frost-Floh

(Foto: imago stock & People)

Wie ein kleines Tierchen seine beste Zeit erlebt, während den meisten Menschen im Schnee ungemütlich kalt wird.

Von Veronika Wulf

Kälteeinbruch! Schneechaos! Das Wetter hat uns gerade noch mal daran erinnert, in welcher Jahreszeit wir uns befinden. Der Mensch ist, mal wieder aufs Neue, erstaunt, was Schnee und Eis alles anrichten können, und eine Boulevardzeitung, der das noch nicht martialisch genug klingt, schreibt vom "fiesen Riesen" und vom "krassen Ost-Frost". Knapp minus 27 Grad wurden in Deutschland gemessen, nein, kein Rekord, aber kalt genug, dass der an Warmwasser-Heizung-Bad gewöhnte Mensch lieber drinnen bleibt.

Ganz anders geht es da dem Schneefloh (Boreus hyemalis) , auch Winterhaft genannt, was allerdings ähnlich dramatisch klingt wie manche boulevardeske Frostmetapher. Er ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem Desoria hiemalis, der zwar auch Schneefloh genannt wird, aber zur Ordnung der Springschwänze in der Gruppe der Sackkiefler gehört. Jedenfalls dreht Schneefloh 1 bei diesen Temperaturen erst richtig auf. Dank eines körpereigenen Frostschutzmittels kann er seine Körpertemperatur bis auf minus sechs Grad herabsenken, wie die Heinz-Sielmann-Stiftung, die sich für Naturschutz einsetzt, mitteilte. Der Schnee verdreifache sogar seine Sprungkraft, sodass das maximal fünf Millimeter große Tierchen fast eineinhalb Meter weit kommt.

Und das Viech ist so nett und macht es seinen Beobachtern leicht: Aufgrund seiner schwarzen Farbe kann man es, trotz Winzigkeit, recht gut erkennen, wenn es sich auf dem weißen Schnee sonnt. Und damit der Forscher auch alles mitkriegt, lässt es sich bei der Paarung viel Zeit: Der Akt des Schneeflohs kann bis zu zwei Tage dauern.

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