Schnee in Deutschland:Schienenverkehr rollt wieder

Es schneit und schneit und schneit, doch bis auf wenige Ausnahmen sind alle Zugstrecken wieder frei. Auch auf der Straße rollt der Weihnachtsverkehr ohne große Störungen. Auch der Strom ist zurück.

Still und starr ruhte die Bundesrepublik und halb Europa an Heiligabend - wegen der anhaltenden Schneefälle ging vielerorts nichts mehr auf Schiene, Straße und Luftweg. Die meisten blieben hierzulande zuhause und ließen das Auto stehen. Wer sich heute auf den Weg machen will, kann nur bedingt aufatmen: Zwar sind die meisten Bahnstrecken wieder frei, doch mit Schneeverwehungen drohen neue Probleme.

Caption-Korrektur: Teile von Fehmarn und Ruegen von der Aussenwelt abgeschnitten

Schneefräsen  wie diese auf der Insel Fehmarn setzte die Bahn vielerorts ein, um die Schienen wieder freizubekommen.

(Foto: dapd)

Meteorologen gaben zunächst keine Entwarnung: In der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag beruhigte sich das Wetter vielerorts kaum. In Norddeutschland fielen noch einmal 30 Zentimeter Neuschnee. Viele Bundesstraßen mussten gesperrt werden und auch die Deutsche Bahn hatte nach Worten eines Sprechers wieder mit den Witterungsbedingungen zu kämpfen.

Chaos blieb jedoch vorerst aus: Viele Reisende hatten ihr Ziel in Deutschland erreicht - so wurde der Heiligabend zu einer ungewöhnlich stillen Nacht. Es gab zahlreiche Unfälle, die zumeist jedoch glimpflich ausgingen und lediglich Blechschäden zur Folge hatten. Im bayerischen Hof stürzte das Flachdach einer 600 Quadratmeter großen Lagerhalle mit Speditionsgütern ein. Menschen wurden nicht verletzt, durch die Druckwelle fiel jedoch auch eine etwa acht Meter hohe Außenmauer in sich zusammen, ein Anbau wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Bis zum Samstagmorgen entspannte sich die Lage bei der Deutschen Bahn. "Wir haben glücklicherweise kaum noch Streckensperrungen", sagte ein Sprecher am Morgen in Berlin. Der anhaltende Schneefall hat dagegen den öffentlichen Nahverkehr in Erfurt komplett zum Erliegen gebracht. Wie der Verkehrswarndienst berichtete, fuhren seit dem Vormittag weder Busse noch Straßenbahnen. Probleme gab es auch im Regionalverkehr der Bahn. "Wir kämpfen hier mit dem Schnee", sagte eine Sprecherin. Nach ihren Angaben kam es zu zahlreichen Verspätungen. Wegen Schneeverwehungen und Weichenstörungen sei es auch zu einzelnen Zugausfällen gekommen.

Tausende ohne Strom

Auch in Teilen Sachsen-Anhalts legten die Schneemassen den öffentlichen Nahverkehr lahm. Herabgestürzte Bäume hatten in Teilen des Bundeslands am Donnerstagabend die Stromleitungen beschädigt, so dass zunächst tausende Menschen ohne Strom auskommen mussten. Im Laufe des Samstags sollten die verbleibenden Siedlungen wieder versorgt werden, wie eine Sprecherin des Energieunternehmens E.ON-Avacon sagte. In Brandenburg, wo an Heiligabend ebenfalls die Stromversorgung in tausenden Haushalten unterbrochen war, fließt die Elektrizität auch wieder. Alle Störungen seien bis Samstagmorgen behoben worden, sagte ein Sprecher des Energieunternehmens Eonedis. Lediglich "weniger als 100 Haushalte" sowie rund 20 alleinstehende Häuser und Gehöfte hätten seien demnach noch ohne Strom.

In Magdeburg fuhren wegen vereister Oberleitungen keine Straßenbahnen mehr. Die Verkehrsbetriebe richteten einen Notfahrplan mit Bussen ein. Ähnliche Probleme gab es auch in Halle an der Saale. Wegen starker Schneefälle wurde bereits am Freitagabend der Straßenbahnverkehr komplett eingestellt. Mehrere Bahnen hatten sich in Schneewehen festgefahren, wie die Hallesche Verkehrs-AG berichtete. Auch dort wurde ein Notfahrplan eingerichtet. Ruhiger blieb es zunächst auf den Straßen des Landes. Nach Angaben der Polizei gab es keine größeren Unfälle. Viele Menschen ließen das Auto stehen und blieben drinnen im Warmen, sagte ein Sprecher der Polizei in Magdeburg.

Auch der Verkehr auf den Straßen rollte am Samstagmittag weitgehend entspannt. "Wie wir uns das für Weihnachten gewünscht haben", sagte ein Polizeisprecher mit Blick auf die Lage in Niedersachsen und Bremen. Nur einige Kreisstraßen sind weiterhin gesperrt. Auch im schneebedeckten Nordrhein-Westfalen hat sich die Lage am ersten Weihnachtsfeiertag beruhigt. Die Unfallzahlen gingen im Vergleich zum Heiligabend zurück, teilte die Verkehrsleitstelle in Duisburg mit. Um vier Uhr morgens zählte die Polizei für die vergangenen 24 Stunden insgesamt 874 witterungsbedingte Unfälle mit 41 Verletzten, darunter vier Schwerverletzten.

Hunderte gestrandete Fluggäste feierten Heiligabend auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle

Im Laufe des Samstags soll sich die Lage jedoch wieder vollends normalisieren. Bis zu 300 Passagiere mussten die Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag in Roissy verbringen. Die Flughafenbehörden verteilten Geschenke wie Stofftiere und Schokolade an die Wartenden. Auch eine katholische Messe wurde organisiert. Am Freitag wurden in Roissy etwa 400 Flüge gestrichen. Zeitweise mangelte es an Enteisungsmittel, um Flugzeuge startbereit zu machen. Für Samstagvormittag waren jedoch die meisten Flüge allerdings pünktlich angekündigt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Nur vereinzelt kam es noch zu Verspätungen. Für Samstag erwartete die französische Luftfahrtbehörde weitgehend normalen Verkehr.

Das Personal am Flughafen in Brüssel kämpfte gegen 25 Zentimeter Neuschnee, die über Nacht gefallen waren. "An so ein schlechtes Wetter im Dezember kann ich mich nicht erinnern", sagte ein Sprecher. Es sei extrem schwierig, den Flugverkehr abzuwickeln. Auch an deutschen Flughäfen sorgte der Schnee zwischenzeitlich für Einschränkungen: Starke Schneefälle legten den Düsseldorfer Flughafen am Freitagvormittag zeitweise lahm.

Am größten deutschen Flughafen Frankfurt kam es zunächst trotz Winterbetriebs nicht zu größeren Störungen. Bis zum Freitagabend wurden 45 Landungen und 35 Abflüge gestrichen, wie ein Sprecher sagte. Nach seinen Worten waren aber nicht winterliche Verhältnisse in Frankfurt, sondern vor allem an anderen Flughäfen der Grund. Ähnlich war die Lage in München.

Ungewöhnlich warmes Weihnachtswetter bescherte die Großwetterlage dagegen Griechenland: Im Westen Kretas wurden Heiligabend im Ferienort Falassarna 27,9 Grad Celsius gemessen, teilte das Nationale Wetteramt mit. In Athen stieg die Temperatur am ersten Weihnachtstag schon um neun Uhr morgens auf 18 Grad. Grund für die Wärme sind nach Angaben von Meteorologen südliche Winde, die seit Tagen warme Luft aus der Sahara bringen.

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