Schnee, Glätte, Kälte:Viele Unfälle durch Glatteis

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Eisregen in Hannover hat den Busverkehr lahmgelegt, die Straßen sind spiegelglatt. Für NRW wurde die höchste Glatteis-Warnstufe ausgerufen. (Foto: dpa)
  • Glätte und Blitzeis haben in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu Dutzenden Unfällen, zwei Massenkarambolagen, und Stürzen geführt.
  • Der Deutsche Wetterdienst warnt: Die Glättefahr kann noch bis Sonntagmorgen anhalten.
  • In Hannover fuhren wegen spiegelglatter Straßen am Samstagabend keine Busse mehr.
  • Aus höheren Lagen wurde viel Neuschnee gemeldet.
  • Zwei bayerische Orte erlebten die kälteste Nacht des bisherigen Winters.

Schneefall und Glätte haben in der Nacht zu Sonntag in Teilen Deutschlands zu Chaos auf den Straßen und schweren Unfällen geführt. Besonders betroffen waren Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Ein schwerer Unfall ereignete sich am Abend in Hemmingen bei Hannover: Dort wurde ein Autofahrer tödlich verletzt, nachdem er von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum prallte.

Auf den Autobahnen rutschten am Samstagabend Fahrzeuge ineinander, auf kleineren Straßen ging nichts mehr. In Köln und Düsseldorf konnten sich Fußgänger auf den glatten Bürgersteigen kaum auf den Beinen halten.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für das gesamte Land die höchste Glatteis-Warnstufe ausgerufen. Die Meteorologen empfahlen, Autofahrten unbedingt zu vermeiden. Trotzdem kam es zu Dutzenden Glatteis-Unfällen, mehrere Menschen wurden verletzt. Die meisten Unfälle gingen glimpflich aus. Dennoch: Die Rettungskräfte kamen bei den vielen Notrufen teilweise nicht mehr hinterher und mussten Unfallopfer um Geduld bitten. Im Kreis Wesel im Niederrhein beispielsweise wurde die Polizei innerhalb weniger Stunden zu 40 Unfällen gerufen.

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Unfall mit 14 Autos und zwei Lastwagen in Ostwestfalen

Bei einer Massenkarambolage auf der spiegelglatten A30 in Ostwestfalen sind zwei Lastwagen und 14 Autos ineinandergekracht. Mit viel Glück seien nur vier Personen leicht verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Nach einem kleinen Auffahrunfall in der Nähe von Löhne am frühen Samstagabend habe es auf der eisigen Fahrbahn eine Massenkarambolage gegeben. Elf Autos seien so schwer beschädigt gewesen, dass sie abgeschleppt werden mussten. Den Sachschaden schätzte die Polizei auf etwa 100 000 Euro.

Auf der A46 bei Iserlohn wurden mindestens sechs Menschen verletzt, darunter mehrere Kinder. Fünf Autos seien an dem Unfall beteiligt gewesen, sagte ein Polizeisprecher.

Die Streudienste seien pausenlos im Einsatz - auch um den Rettern einen sicheren Weg zu den Unfallstellen zu bahnen, sagte ein Polizeisprecher.

"Wenn Wasser mit Temperaturen um null Grad auf die Straßen fällt, wird es schlagartig glatt", erklärt Meteorologe Malte Witt vom Deutschen Wetterdienst in Essen. Das Problem seien die Bodentemperaturen von -2 bis -3 Grad, die leicht zu spiegelglatten Straßen führten. Die Glättegefahr in NRW bleibe voraussichtlich bis Sonntagmorgen bestehen.

Sieht blöd aus, hilft aber bei Glatteis: der Pinguingang (empfohlen von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie) (Foto: DGOU)

Busverkehr in Hannover eingestellt

In Hannover wurde wegen der spiegelglatten Straßen am Samstagabend der Busverkehr zwischenzeitlich eingestellt. Bereits am frühen Abend seien wegen der Witterung keine Busse mehr gefahren, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Neben Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind auch Teile der Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Sachsen-Anhalt von der Glatteis-Warnstufe betroffen gewesen. Für Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin gab der DWD dagegen am Samstagabend Entwarnung. In Nordrhein-Westfalen entspannte sich die Lage erst gegen Mitternacht. Der Deutsche Wetterdienst rechnet aber weiterhin mit Glättegefahr bis voraussichtlich Sonntagmorgen.

Noch deutlich folgenreicher war das winterliche Wetter in den Nachbarländern Polen und Tschechien. In Polen sank die Temparatur teils auf 25 Grad Minus, in Tschechien sogar auf bis zu 34,6 Grad Minus. In Polen kamen neun Menschen ums Leben, wie das Sicherheitszentrum der Regierung am Sonntag mitteilte. In Tschechien starben nach Angaben der Agentur CTK drei Menschen an den Folgen der Kälte.

Neuschnee und der Kälterekord des Winters

Auch in Bayern erlebten manche Orte die bisher kälteste Nacht des Winters. Das Thermometer sank auf bis zu -26 Grad. Der DWD registrierte den bundesweiten Rekordwert in der Nacht zum Samstag im oberbayerischen Reit im Winkl und im oberpfälzischen Schorndorf.

Grund für die Kälte ist das Tief Axel. Für die kommenden Tage werden in Bayern wärmere Temperaturen und Schnee erwartet. Am meisten Neuschnee werde es mit bis zu 35 Zentimetern in den Alpen geben, aber auch in niedrigeren Lagen wie im Alpenvorland könnten bis zu 15 Zentimeter Neuschnee fallen.

© SZ.de/dpa/AFP/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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