Schmuggelroute zwischen Mexiko und USA:Drogenfahnder entdecken 220-Meter-Tunnel

Dieser Geheimgang in 15 Metern Tiefe verfügt sogar über ein eigenes Belüftungssystem: Mexikanische und amerikanische Behörden sind im Grenzgebiet auf eine Schmuggelroute gestoßen. Die Ermittler zeigen sich beeindruckt von der Konstruktion - und vermuten, dass die Kriminellen mehr als eine Million Euro investiert und Hilfe von Ingenieuren angeworben haben.

Wände, Boden und Decke sind mit Sperrholz ausgekleidet. Der Tunnel ist ausgeleuchtet und verfügt über ein Belüftungssystem. Die Decke ist so hoch, dass eine 1,80 Meter große Person bequem hindurchlaufen kann. Mexikanische und amerikanische Drogenfahnder haben an der Grenze beider Länder in 15 Metern Tiefe einen 220 Meter langen Schmuggler-Tunnel entdeckt. Die US-Drogenbekämpfungsbehöre DEA vermutet das mächtige Sinaloa-Kartell hinter dem unterirdischen Bauwerk.

Zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten werden immer wieder unterirdische Gänge entdeckt, seit 1990 mehr als 150. Über die Tunnels werden nicht nur Drogen geschmuggelt, auch illegale Einwanderer gelangen auf diesem Wege in die USA.

Von ihrer jüngsten Entdeckung zeigten sich die Ermittler jedoch überrascht. "Es ist eine außergewöhnliche Konstruktion", sagte ein Drogenfahnder der LA Times. Der Tunnel, der unter einem Grenzzaun, einem Park sowie einem Kanal hindurchführt, könne nicht von einem einfachen Bergarbeiter erbaut sein. "Ich gehe davon aus, dass Ingenieure mit den Erbauern kooperiert haben, wenn sie nicht sogar auf der unterirdischen Baustelle mitgearbeitet haben", zitiert das Blatt den ranghohen DEA-Beamten weiter.

"Wir haben jemandem so richtig den Tag versaut"

Wie viele Drogen auf diesem Wege bereits in die USA geschmuggelt wurden, ist den Ermittlern zufolge unklar. Sie vermuten aber, dass der Tunnel erst kürzlich fertiggestellt wurde. Der Geheimgang wurde entdeckt, nachdem die US-Polizei bei einer Fahrzeugkontrolle mehrere Kilo Amphetamine sichergestellt hatte. Die Drogen konnten zu einer Lagerhalle in San Luis im US-Bundesstaat Arizona zurückverfolgt werden, in der der Tunnel endete. Auf mexikanischer Seite in San Luis Rio Colorado befindet sich der Zugang in einer stillgelegten Eisfabrik.

Die DEA schätzt, dass der Bau des Tunnels die Kriminellen umgerechnet etwa 1,2 Millionen Euro gekostet hat. Dass er kurz nach der mutmaßlichen Inbetriebnahme stillgelegt wurde, ist eine Genugtuung für die Ermittler im oft aussichtslos erscheinenden Kampf gegen die mexikanischen Drogenkartelle. "Wir haben jemandem so richtig den Tag versaut", sagte ein ehemaliger DEA-Beamte der LA Times.

Bislang wurden drei Personen in Zusammenhang mit dem Drogenfund und dem Tunnel festgenommen. Die Ermittlungen zu möglichen Hintermännern laufen.

Der Erfolg der Behörden wird überschattet von neuen Bluttaten in Mexiko: In einem Auto fand die mexikanische Polizei sieben enthauptete Leichen. Ein anonymer Anrufer führte die Ermittler zu dem Geländewagen auf einer Straße bei der Ortschaft Jojutla im zentralmexikanischen Bundesstaat Morelos, wie aus dem Polizeibericht hervorging. Bei den Toten handele es sich um Männer. Eine an einem der Fundorte hinterlassene Botschaft lasse auf Drogenkriminalität schließen.

Mitten in der Stadt Torreón im nordöstlichen Bundesstaat Coahuila wurden drei Polizisten und der 14-jährige Sohn eines der Beamten von Bewaffneten erschossen. Ein weiterer Polizist wurde verletzt, wie aus Polizeikreisen verlautete.

Seitdem Präsident Felipe Calderón 2006 einen Militäreinsatz gegen die Drogenbanden begann, wurden mehr als 50.000 Menschen getötet.

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