Schmuddelwetter statt klirrender Kälte:Deutschland taut auf

Der Winter in Deutschland zeigt sich in den kommenden Tagen milder und wegen Blitzeis mitunter auch gefährlicher. Südosteuropa leidet hingegen drastisch. Italien schließt einige Flughäfen, in Montenegro herrscht Notstand und Serbien spart Strom auf besondere Weise: Es erklärt die kommende Woche für arbeitsfrei.

Die klirrende Kälte wird in den kommenden Tagen voraussichtlich von verregnetem Schmuddelwetter abgelöst. Zunächst lasse Tief Maike die Temperaturen ansteigen, am Dienstag folge der nächste Schwall milder Luft, sagte Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Damit kehre der typische deutsche Winter mit Temperaturen um null Grad am Tag und leichtem Frost in der Nacht zurück. An den Küsten soll es erstmals seit zwei Wochen auch nachts Plusgrade geben.

Sonnenschein in Garmisch Winter Schnee  Wetter

Kaiserwetter bei tiefen Temperaturen: In Garmisch-Partenkirchen herrschte am Wochenende Sonnenschein - bei Minus 15 Grad

(Foto: dpa)

Zum Start der Arbeitswoche müssen die Autofahrer aufpassen: Wegen der milderen Temperaturen ist Blitzeis möglich. Der zu erwartende Regen treffe auf gefrorenen Boden, erklärte Hartmann. Im Norden taue der Boden aber im Laufe der Woche auf, so dass hier am Ende der Woche nicht mehr mit Glatteis gerechnet werden müsse.

Am Montag ist es häufig bewölkt, gebietsweise auch neblig trüb. Dazu schneit es. Gleichzeitig zieht von Nordwesten her neuer Niederschlag heran, der teils als Schnee und teils als Regen fällt. Die Temperaturen steigen auf Höchstwerte zwischen minus sieben und null Grad Celsius, im Nordwesten und Westen würden bis zu zwei Grad erreicht.

In der Nacht zum Dienstag erwarten die Meteorologen Tiefstwerte zwischen minus zehn Grad am Alpenrand und einem Grad im äußersten Nordwesten. Im Tagesverlauf nimmt der Schneefall zu. Die Temperaturen steigen auf fünf Grad im Westen und Nordwesten, im Südosten werden minus ein Grad erwartet.

Am Mittwoch nehmen die Niederschläge weiter zu. Im Nordwesten fällt meist Regen, in den Bergen und im Osten Schnee. An der See und auf den Bergen sind schwere Sturmböen möglich. Die Temperatur steigt auf ein Grad im Südosten und bis zu sieben Grad im Nordwesten.

Momentan herrschen aber in Deutschland noch tiefe Temperaturen deutlich unter null Grad - was angesichts der Wintersonne viele nicht abhielt, das Wochenende im Freien zu genießen. Die größten Feiern stiegen auf der Hamburger Außenalster, dem Maschsee in Hannover und auf dem Steinhuder Meer. Auf der zugefrorenen Außenalster im Herzen Hamburgs zählte die Polizei bis Sonntagmittag etwa 700.000 Einheimische und Touristen.

Ausnahmezustand in Montenegro

In Südosteuropa wütete der Winter hingegen: Schneestürme tobten auf dem Balkan und in Italien: Die Behörden des Adriastaates Montenegro riefen am Samstag den Ausnahmezustand aus. Der Nationale Sicherheitsrat unter Führung von Staatspräsident Filip Vujanovic habe einen entsprechenden Beschluss gefasst, wie Medien berichteten. Mehrere tausend Menschen waren in ihren Dörfern von der Außenwelt abgeschnitten. Mindestens sieben Menschen wurden im Kosovo von einer Lawine getötet. In Serbien waren 50.000 Menschen eingeschneit, teilte der Leiter des Notfallstabes mit. Um Strom zu sparen, bestimmte die serbische Regierung die kommende Woche als arbeitsfrei.

Auch im Osten und Nordosten Italiens tobten schwere Schneestürme mit Windgeschwindigkeiten bis zu 130 Kilometern pro Stunde. Der Flughafen von Ancona musste am Samstag zeitweise geschlossen werden, wie die Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Auch die Flughäfen von Rimini und Forli in der Region Emilia-Romagna wurden zeitweise geschlossen. In Bulgarien war die zugefrorene Donau auch am Wochenende für die Schifffahrt unpassierbar. Die Fähren nach Rumänien konnten wegen dicker Eisschollen nicht mehr fahren, wie das Staatsradio in Sofia am Sonntag berichtete.

Auch in Deutschland kam die Schifffahrt ins Stocken: Auf dem Neckar hingen knapp 50 Schiffe nach der Sperrung mehrerer vereister Schleusen zwischen Mannheim und dem Hafen Heilbronn fest, berichtete Jörg Huber vom Wasser- und Schifffahrtsamt Heidelberg am Sonntag. Auf den Kanälen in Nordrhein-Westfalen war der Betrieb beinahe komplett lahmgelegt. "Die meisten Kanäle sind dicht", sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei Düsseldorf.

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