Schleswig-Holstein:Gegenwind

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(Foto: imago stock&people)

Naturschützer wollen das Kitesurfen im Wattenmeer einschränken. Kann ein Grünen-Politiker die Wogen glätten?

Von Peter Burghardt

Eine kräftige Brise blies am Montag über Deutschlands Norden, das konnte wetterfesten Outdoor-Sportlern eigentlich gefallen. Doch viele Kitesurfer trafen sich nicht auf dem Wasser, sondern zur Mittagszeit in Husum mit Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck sowie weiteren Naturschützern und Tourismusfunktionären. Es ging um einen Sturm in der Branche und den Versuch, die Wogen zu glätten.

Seit Wochen streiten Wassersportler und Naturschützer über die Frage, ob die Brettfahrer mit dem fliegenden Segel ihr Revier verkleinern müssen. Ja, finden Ökologen, sie fürchten um die Gesundheit des Wattenmeers. Nabu, BUND und WWF verlangen Regeln bis hin zu Kitesurf-Verboten für Gegenden, in denen Millionen Vögel rasten, brüten oder überwintern. Die wachsende Zahl der Surfer ist natürlich gegen solche radikalen Beschränkungen. Tendenziell dem Naturschutz zugeneigt war zuletzt der Grüne Habeck. Der Fall ist ein Politikum. Seine rot-grüne Landesregierung in Schleswig-Holstein hatte angeregt, die Trenddisziplin von sensiblen Stellen zu verbannen. Die Frage sei, so Habeck, "ob die Kiter in jedem Winkel des Nationalparks surfen müssen, oder ob es auch Gebiete geben kann, in denen die Vögel in Ruhe fressen oder sich ausruhen können."

Die Global Kitesport Association reagierte mit einer umfangreichen Petition. Fast 22 000 Unterschriften gegen ein generelles Verbot des Kitesurfens im Wattenmeer präsentierte ihr Vorsitzender Jürgen Vogt dem Bundesverkehrsministerium, das die Wasserwege im Wattenmeer verwaltet. Kitesurfer würden kriminalisiert, klagt Vogt. Dabei wollten auch sie eigentlich die Natur schützen, versicherte er dem Hamburger Abendblatt.

Der Streit erinnert an die Debatte um Mountainbiker in den Bergen und an den Zwist um die Windmühlen, in deren Rotoren sich Greifvögel verfangen können. Bei dieser Auseinandersetzung geht es zwar nicht um den Preis der Energie, aber um ein zunehmend beliebtes Vergnügen und Geschäft. Die bunten Lenkdrachen ziehen ihre Piloten vor allen möglichen Stränden über die Wellen. Die Stehsegler wollen, dass Gutachten die jeweiligen Bedürfnisse der Tiere und nötigen Schutzzonen ergründen, dann würden sie auch darauf achten und auf Schon-Gebiete hinweisen. CDU-Vertreter wollen sogar den Tourismusminister anhören. Umweltminister Habeck bemüht sich um einen Kompromiss.

Er surfe selbst, Surfen und Natur gehörten zusammen, sagt Habeck. Das Problem sei nun aber, beides miteinander zu vereinbaren. Geplant seien "große Kite-Gebiete und daneben Ruhezonen für die Natur." Vor Sylt oder St. Peter Ording (von dort stammt das Bild) darf weiterhin gesurft werden, über Amrum und Föhr wird diskutiert. An der Ostsee sollen EU-Richtlinien für Flora und Fauna gelten. Am Mittwoch wird in Kiel weiter verhandelt, erwartet wird auch der Kite-Europameister Mario Rodwald. Es soll wieder windig werden.

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