Schiffskatastrophe vor Sierra Leone:Mehr als 200 Tote

Bei dem Schiffsunglück vor der westafrikanischen Küste kamen mindestens 200 Menschen ums Leben, darunter viele Schulkinder. Zugelassen war das gekenterte Boot nur für 25 Personen. Die Suche nach den Verantwortlichen läuft.

Bei dem schweren Bootsunglück vor der Küste von Sierra Leone sind vermutlich mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Behörden wurden bisher 16 Leichen geborgen, den noch vermissten 213 Passagieren wurden nach dem Unglück aber kaum noch Überlebenschancen eingeräumt. Viele der Passagiere waren offenbar Schulkinder, die aus den Ferien heimkehrten und kostenlos mitfahren durften.

Lediglich 39 Passagiere der Teh Teh konnten bis Donnerstag gerettet werden. "Wir gehen von keinen weiteren Überlebenden aus", erklärte der Leiter des Rettungseinsatzes, Mao Suma. Das Meer sei an der Unglücksstelle viel zu turbulent.

Das hölzerne Boot, das nur für 25 Menschen zugelassen war, befand sich in der Nacht auf Mittwoch auf dem Weg nach Tombo in der Nähe von Freetown, als sich das Unglück ereignete. Die See sei an diesem Tag rau gewesen, sagte Polizeisprecher Ibrahim Samura. Möglicherweise habe das Boot zuviel geladen gehabt und sei deshalb gekentert.

Die Polizei fahndet inzwischen nach den Verantwortlichen der Schiffskatastrophe. Ein Polizeisprecher sagte dem britischen Rundfunksender BBC, der Schiffseigner und andere Mitarbeiter der Schifffahrtsgesellschaft hielten sich versteckt. Zunächst waren die Ermittler von 150 Menschen an Bord des Schiffes ausgegangen, das in der Nacht zum Mittwoch verunglückt war.

Inzwischen stehe fest, dass 251 Bordkarten verkauft wurden, sagte der Polizeisprecher. Zwei Überlebende des Unglücks hätten ausgesagt, dass mehrere Passagiere das überladene Schiff aus Sorge um ihre Sicherheit vor der Abfahrt verlassen hätten wollen, von der Mannschaft aber gehindert worden seien. Es gab keine Rettungswesten an Bord. Die knapp 40 Überlebenden hatten sich an dem gekenterten Boot festhalten können, bis sie von Rettungskräften in stürmischer Nacht aus dem Wasser gezogen werden konnten.

Angehörige und Überlebende kritisierten den zögerlichen Beginn der Rettungs- und Suchaktion nach dem Unglück. Es habe fast zehn Stunden gedauert, bis die Suche begonnen habe, sagte die Mutter eines vermissten Kindes, Musu Conteh: "Die Suche ist erst angelaufen, nachdem ein Überlebender acht Stunden lang an einen Plastikcontainer geklammert an Land geschwommen ist und per Handy von der Katastrophe berichtet hat", klagte sie.

Das westafrikanische Land Sierra Leone befindet sich mitten in der Regenzeit, dabei gibt es immer wieder an Land und auf See Unwetter.

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