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SZ-Kolumne "Bester Dinge":Das Glitzern des Mont Blanc

Vor einigen Jahren fand ein Bergsteiger ein Kästchen mit Juwelen auf einem Gletscher. Jetzt darf der ehrliche Finder die Hälfte behalten - 150 000 Euro.

Von Titus Arnu

Am Mont Blanc ist nicht alles, was glitzert, Eis und Schnee. Der höchste Berg der Alpen ist übersät mit Müll. Die etwa 30 000 Bergsteiger, die jede Saison auf den 4810 Meter hohen Gipfel wollen, verschmutzen die Gegend mit Verpackungen, Plastikflaschen und Schlimmerem. Dass sich mal jemand bückt und den Abfall freiwillig mitnimmt, ist eher die Ausnahme. Doch manchmal lohnt es sich: Ein junger Alpinist aus Savoyen, der vor acht Jahren auf dem Bossons-Gletscher in 4300 Meter Höhe ein Metallkästchen aufhob, hat dies jedenfalls nicht bereut.

Die Box enthielt Säckchen mit der Aufschrift "Made in India", darin waren Smaragde, Saphire und Rubine. Die Edelsteine waren vermutlich beim Absturz eines indischen Flugzeugs auf dem Gletscher gelandet. 1950 und 1966 prallten zwei indische Passagierflugzeuge gegen das Mont-Blanc-Massiv, beim ersten Absturz kamen 58 Menschen ums Leben, beim zweiten 117. Seither werden dort immer wieder Wrackteile und Koffer gefunden. Nach dem Fund der Edelsteine im Jahr 2013 waren die französischen Behörden zunächst mit indischen Behörden in Kontakt getreten, um die rechtmäßigen Besitzer oder deren Erben ausfindig zu machen.

Nun liefen die gesetzlichen Fristen ab, und der Finder bekam die Hälfte des Werts der Edelsteine, etwa 150 000 Euro, zugesprochen. Der Bürgermeister von Chamonix, Eric Fournier, lobte die Ehrlichkeit des Bergsteigers, der seinen Fund bei der Polizei gemeldet hatte. Hochanständig zu sein lohnt sich also - nicht nur im Hochgebirge.

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