SZ-Kolumne "Bester Dinge":Mäh, du Schaf!

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(Foto: GUGLIELMO MANGIAPANE/REUTERS)

In Pompeji pflegt jetzt eine Tierherde die Wiesen am Ausgrabungsort. Warum Schafe sowieso die besseren Rasenmäher sind.

Von Veronika Wulf

Rasenmäher sind oft laut und stinken. Das birgt Konflikte. Im oberfränkischen Marktredwitz ging vor einigen Jahren ein betrunkener Rentner mit einem Messer auf seinen Nachbarn los, weil der wohl störend mähte. Das Intermezzo im Grünen endete mit einem Gerangel, bei dem der Angreifer über eine Hecke fiel. In Kansas City soll ein Mann seinen Nachbarn sogar erschossen haben, weil der sich seit Jahren über dessen Mähtätigkeiten beschwerte. Es ist in beiden Fällen davon auszugehen, dass der Mensch das größere Problem war als die Maschine.

Jedenfalls kosten Rasenmäher Nerven, fressen Energie und produzieren Müll. Doch wie könnte man des wachsenden Problems wuchernder Grünflächen sonst Herr werden? Kluge Köpfe kamen auf eine gleichsam innovative wie nachhaltige Lösung: das Schaf. Schafe können auch an steilen Hängen und schwer zugänglichen Stellen geräusch- und CO₂-arm das Gras kürzen. Längst weiden Herden unter Solarpaneelen, zwischen Weinstöcken, auf Verkehrsinseln. Und seit Kurzem auch in Pompeji.

Ein Drittel der im Jahr 79 von der Lava des Vesuv begrabenen Stadt ist noch immer verschüttet, dort grasen jetzt 150 Schafe und verhindern, dass die Flächen unkontrolliert zuwuchern. "Manchmal ist die größte Innovation die Rückkehr zu unseren Wurzeln", sagte der Direktor des Archäologischen Parks, Gabriel Zuchtriegel, der Zeitschrift Antike Welt.

Dabei düngen die Tiere gleich noch den Boden, treten ihn fest und beugen so Erosionen vor und transportieren auf ihrem Fell Pflanzensamen, was zur Artenvielfalt beiträgt. Und weidende Schafherden sollen - im Vergleich zu maschinellen Rasenmähern - sogar Stress reduzieren, fanden Forschende der University of California, Davis heraus - zumindest traf das auf die Studierenden auf dem Campus zu. Möglicherweise ist das Ergebnis auch auf erregte Nachbarn übertragbar.

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