Süddeutsche Zeitung

Wegen Touristen-Ansturm:Immer mehr Wintersportorte sperren zu

Wegen des großen Andrangs hat nach Winterberg nun auch die Eifel-Gemeinde Hellenthal die Zufahrt zu Parkplätzen blockiert. Der Wintersportort Oberhof in Thüringen soll ebenfalls abgeriegelt werden.

Schnee schlägt Ausgangsbeschränkung: Das führte am Wochenende in Deutschland in vielen Orten zu Staus und Menschenansammlungen, auch im nordrhein-westfälischen Hellenthal im Skigebiet "Weißer Stein" in der Eifel. Nun haben die Behörden durchgegriffen und die Zufahrt zu Parkplätzen an den Ausflugszielen mit Bauzäunen abgesperrt.

Alleine auf einem großen Parkplatz hätten am Sonntag etwa 1300 Autos geparkt, sagte ein Sprecher. Erstmals seien Besucher auch auf die etwa 50 Dörfer und Weiler der 8000-Einwohner-Gemeinde an der belgischen Grenze ausgewichen. Wiesen und die Seitenränder einer Bundesstraße seien zugeparkt worden. Am Montag seien nun Mitarbeiter aus der Verwaltung vor Ort, um die Parkverbote durchzusetzen.

Auch in Thüringen bereitet der riesige Ansturm von Ausflüglern Probleme: Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz will die für Wintersport bekannte Stadt weitgehend abriegeln. "Es sollen nur noch Leute Zugang haben, die hier wohnen oder arbeiten oder ein berechtigtes Interesse daran haben, hierherzukommen", sagte Schulz am Montag. Am Wochenende waren in Oberhof Straßen zugeparkt, Feuerwehrzufahrten versperrt und Rettungswege blockiert. Oberhof bereitet sich zudem gerade auf zwei Biathlonweltcups vor, von denen der erste Ende der Woche beginnt. Er sehe die Sperrung der Stadt als alternativlos an, sagte Schulz. "Ich habe Verständnis dafür, dass es die Menschen, die Familien mit Kindern in der Pandemie nach draußen drängt. Doch wir wurden überrannt, für den Ort ist die Menschenmasse nicht zu bewältigen."

Schneebedeckt ist auch der alleinstehende Baum auf dem Kahlen Asten. Doch so idyllisch wie auf diesem Bild vom Neujahrstag sah es am Wochenende kaum irgendwo im Sauerland und anderen Ausflugsgebieten in Deutschland aus. Obwohl nirgendwo ein Skilift fährt, Gastronomie geschlossen hat und örtliche Behörden ganze Regionen abgesperrt haben, hält das weiterhin eine beachtliche Zahl von Menschen nicht davon ab, trotzdem in diese Gebiete zu fahren.

Etwa nach Winterberg im verschneiten Sauerland, dort wurden bereits am Wochenende Pisten und Parkplätze gesperrt. Die Polizei riegelte zudem wichtige Zufahrtsstraßen ab. Es komme jetzt praktisch niemand mehr rein, sagte eine Sprecherin der Stadt Winterberg. "Wir haben gestern Abend noch ein Betretungsverbot ausgesprochen, aber die Leute sind trotzdem wieder hierhergekommen", berichtete sie. Jetzt würden sie aber hoffentlich umdrehen und zurückfahren.

Winterberg hatte in den vergangenen Tagen unter Hinweis auf die Ansteckungsgefahr mit Corona und den Lockdown immer wieder darum gebeten, auf Ski- und Rodelspaß zu verzichten. Polizei und Ordnungsbehörden stellten am Samstag 94 Verstöße gegen die Corona-Kontaktbeschränkung und 176 Verstöße gegen die Maskenpflicht fest. Dazu kamen zwei Strafanzeigen, weil Einsatzkräfte beleidigt wurden und in einem anderen Fall bespuckt werden sollten.

Auch im Harz haben sich allen Mahnungen zum Trotz am Sonntag wieder viele Ausflügler auf den Weg in den Schnee gemacht. Schon am Morgen waren die Parkplätze voll, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte. Die Bundesstraße 4 musste zudem kurzzeitig am Ortsausgang Bad Harzburg in Richtung Torfhaus einseitig gesperrt werden, da es zu Staus kam und einige Autos bereits liegen geblieben waren.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es trotz der Corona-Pandemie einen Ansturm auf die Ausflugsziele im Harz mit stundenlangen Staus auf der B 4 gegeben. Die Polizei äußerte die Hoffnung, dass die Lage im Laufe des Sonntags nicht wieder ausartet: "Momentan ist ein starker Schneefall, vielleicht hält das den einen oder anderen Besucher ab", sagte der Sprecher am Sonntagvormittag. Die Schlepplifte sind coronabedingt geschlossen, zahlreiche Familien sowie Gruppen machen sich jedoch zu Fuß auf den Weg. Wegen Überfüllung und des Ansteckungsrisikos rät die Polizei weiter von Ausflügen in den winterlichen Harz ab.

Winterlich und tief verschneit zeigt sich auch der Große Feldberg. Trotz Sperrungen der Straßen und Zufahrten im gesamten Feldberggebiet zog es zahlreiche Menschen auf den höchsten Gipfel im Taunus.

Es sei "chaotisch wie die letzten Tage", sagte ein Sprecher der Polizei in Königstein im Taunus am Samstag. Zahlreiche Ausflügler seien trotz gesperrter Gipfel-Zufahrten unterwegs, Straßen in den umliegenden Ortschaften rund um den Feldberg seien zugeparkt, teils auch die Bundesstraße 8. In Willingen in Nordhessen wird nun ein Betretungsverbot für Skipisten und Rodelhänge vorbereitet. "Wir sehen aufgrund der Erfahrungen keine andere Lösung", erklärte der Bürgermeister.

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