Saudi-Arabien: Peitschen-Urteil:König begnadigt Journalistin

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In Saudi-Arabien sollte eine Journalisten wegen der Mitarbeit an einem anzüglichen Fernsehprogramm ausgepeitscht werden. Nur hat der König die Frau begnadigt.

König Abdullah von Saudi-Arabien hat eine Journalistin begnadigt, die wegen ihrer Mitarbeit bei einer anzüglichen TV-Show zu 60 Peitschenhieben verurteilt worden war. Wie erleichtert der 22-jährigen Rosanna A. war, zeigt ihre angstvoll-überschwängliche Abbitte in Öffentlichkeit. Sie bedankte sich in einer Erklärung beim König, den sie als "gütigen Vater" bezeichnete.

Wenige Stunden vor der Begnadigung durch den 85-jährigen Monarchen hatte der Staatsanwalt noch eine härtere Bestrafung der Journalistin gefordert und Berufung angekündigt. Er halte die Strafe von 60 Peitschenhieben für zu milde, berichtete die Zeitung Arab News unter Berufung auf einen mit dem Fall vertrauten Anwalt.

In dem Königreich zwischen Rotem Meer und Persischem Golf gilt die Scharia, das islamische Recht. Bis heute wird Dieben eine Hand amputiert, Kriminelle werden ausgepeitscht. Auf Drogenhandel, Vergewaltigung und Mord steht die Todesstrafe durch das Schwert; die Enthauptung wird zur Abschreckung auf einem öffentlichen Platz durchgeführt. Daher werden Peitschenschläge im saudischen Rechtssystem noch als milde Strafe betrachtet.

Rosanna A. war angeklagt worden, nachdem sie an einer TV- Produktion für den arabischen Fernsehsender LBC mitgewirkt hatte, in der ein Mann aus der saudischen Hafenstadt Dschidda über sein ausschweifendes Sexleben sprach und Sexspielzeuge präsentierte. Der von einem libanesischen Sender ausgestrahlte Beitrag sorgte im streng islamischen Königreich für großes Aufsehen.

"Saudischem Ansehen nicht schaden"

Der 32 Jahre alte Mann, ein geschiedener Vater von vier Kindern, wurde dafür bereits zu fünf Jahren Haft und 1000 Peitschenhieben verurteilt. Denn außerehelicher Sex und Anstiftung zur "Unmoral" sind in dem islamischen Königreich verboten.

Die saudische Journalistin war jedoch formal nicht wegen des Inhalts der Sendung verurteilt worden, sondern weil sie mit einem Sender kooperiert hatte, der in Saudi-Arabien über keine richtige Lizenz verfüge. Schon vor der Urteilsverkündung hatte Rosanna A. nach eigenen Angaben Morddrohungen erhalten. Sie betonte jedoch, sie habe alle Hilfsangebote von Journalistenorganisationen und Menschenrechtsgruppen ausgeschlagen, um "dem Ansehen von Saudi-Arabien nicht zu schaden".

Der Fall hat nun international Aufsehen erregt wie bereits ein anderer Fall aus dem Dezember 2007. Damals hatte König Abdullah ebenfalls ein Urteil gegen eine saudische Frau aufgehoben, das international harsche Kritik hervorgerufen hatte. Er begnadigte eine 19-Jährige, die erst von sieben Männern vergewaltigt und dann zu 200 Peitschenhieben verurteilt worden war.

Ihr "Vergehen" war aus Sicht des Richters gewesen, dass sie sich zum Zeitpunkt des Überfalls durch die Vergewaltiger mit einem Mann zusammen in einem Auto aufgehalten hatte, der mit ihr nicht verheiratet oder verwandt war. Dies ist in Saudi-Arabien verboten.

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