Saudi-Arabien:Der Hadsch soll weitergehen

Saudi-Arabien: Nach Auffassung der verantwortlichen Baufirma war es der "Wille Gottes": umgestürzter Baukran in Mekka.

Nach Auffassung der verantwortlichen Baufirma war es der "Wille Gottes": umgestürzter Baukran in Mekka.

(Foto: Ahmed Farwan/AFP)

Ein Baukran ist im Pilgerort Mekka auf Gläubige gestürzt. "Es war Gottes Wille", sagt die Baufirma. Wirklich?

Nach dem schweren Kran-Unglück mit mehr als 100 Toten im saudi-arabischen Mekka sehen die Behörden die jährliche islamische Pilgerfahrt nicht gefährdet. "Der König hat angewiesen, alle Angebote zu erhalten, um den Pilgern die bestmögliche Betreuung zu bieten", sagte der Gouverneur der Provinz Mekka, Khaled al-Faisal, der Tageszeitung Al-Hayat.

Am Freitag war bei einem schweren Unwetter an der Großen Moschee ein riesiger Kran umgekippt. Dadurch kamen nach offiziellen Angaben 107 Menschen ums Leben, weitere 238 wurden verletzt. Das Unglück hatte sich eine Stunde vor dem Gebet zum Sonnenuntergang auf dem Gelände der Heiligen Moschee ereignet; dort hielten sich etwa 800 000 Menschen auf. Die Behörden machten starken Wind und heftigen Regen dafür verantwortlich, dass der Kran auf ein Dach stürzte. Im Hof der Moschee befindet sich die Kaaba, das zentrale Heiligtum des Islam.

Die Moschee wird derzeit und noch bis 2020 erweitert. Ein Ingenieur der Baugruppe Bin Laden, die das Bauprojekt in Mekka ausführt und Verwandten des getöteten Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden gehört, wies den Vorwurf technischer Mängel zurück. Der Kran sei "professionell" aufgebaut gewesen. Das Unglück sei der "Wille Gottes" gewesen. Augenzeugen des Unglücks beschrieben chaotische Szenen in der Großen Moschee, die zum Unglückszeitpunkt wegen des bevorstehenden Hadsch gut besucht war. Das Unglück hätte noch viel schlimmer ausgehen können, hieß es, denn eine Brücke in dem Gebäudekomplex habe den Aufprall des Krans abgemildert, sonst wären womöglich sehr viel mehr Menschen ums Leben gekommen.

Zum Gebet am Samstag versammelten sich bereits wieder viele Menschen in der Großen Moschee. Um sie herum stehen derzeit mehrere Baukräne. Sie sind Teil eines riesigen Bauprojekts zur Erweiterung des Moschee-Geländes um 400 000 Quadratmeter. In Zukunft sollen dort gleichzeitig mehr als zwei Millionen Menschen Platz finden, ohne dass es zu Engpässen kommt. Die Kaaba, ein würfelartiges Gebäude mit einem schwarzen Stein im Innenhof der Großen Moschee in Mekka, ist das wichtigste Heiligtum des Islam und das Ziel von Millionen Pilgern während ihrer fünftägigen rituellen Reise, dem Hadsch. Die diesjährigen Zeremonien sollen abhängig von der Mondsichtung am 21. oder 22. September beginnen. Saudischen Staatsmedien berichten, es seien bislang schon mehr als 900 000 Gläubige aus dem Ausland in dem Königreich eingetroffen.

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