Süddeutsche Zeitung

Sao Paulo:Blutige Rache der Drogenbosse

In Brasilien starben 52 Menschen bei Attentaten auf Polizisten und Sicherheitsbeamte. In einigen Haftanstalten brachen Revolten aus.

Bei einer Serie von Attentaten brasilianischer Banden auf Polizisten sind am Wochenende mindestens 52 Menschen getötet worden. Mit Maschinengewehren und Handgranaten griffen Gangster im Großraum der Metropole Sao Paulo zwei Nächte in Folge Polizeiwachen an. Zudem brachen in zahlreichen Gefängnissen Revolten aus.

Die Übergriffe gelten als die schwerste Gewalteskalation in der Region seit Jahren. Die Polizei vermutet dahinter Vergeltung für die Überstellung inhaftierter Verbrecher in eine entlegene Haftanstalt.

Mit diesen Zwangsverlegungen sollten Gefängnisrevolten verhindert werden. Dabei waren auch acht ranghohe Mafiabosse isoliert worden. Hinter den Anschlägen wird die Mafiagruppe "Primeiro Comando da Capital" (Erstes Hauptstadtkommando) vermutet. Sie wird von inhaftierten Drogenbossen angeführt.

Allein in der Nacht zum Samstag starben 16 Polizisten, drei Wachleute, vier ehemalige Gefängniswärter, zwei Zivilisten und fünf Bandenmitglieder. Nach einer Verfolgungsjagd erschoss die Polizei offiziellen Angaben zufolge auch drei Bandenmitglieder, die zuvor aus fahrenden Autos heraus ein Polizeirevier beschossen hatten.

Insgesamt wurden den Behörden zufolge Dutzende einzelner Übergriffe gezählt und mindestens 53 Menschen verletzt. Der Justizvollzugsbehörde zufolge brachen schon am Freitag in 24 Gefängnissen Revolten aus. Davon seien inzwischen sechs zu Ende gegangen, sagte ein Behördensprecher am Sonntag. Dafür hätten am Sonntagmorgen in weiteren Gefängnissen Aufstände begonnen. Im Februar 2001 starben bei Revolten in 29 Haftanstalten von Sao Paulo 19 Menschen.

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Quelle:
SZ vom 15.5.2006
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