Säure-Angriff auf Bolschoi-Ballettchef:Verhafteter Solotänzer gesteht

Sergei Filin, Bolschoi Theater, Ballett, Moskau

Er sagte, er wisse, wer für den Säure-Anschlag auf ihn verantwortlich sei: Bolschoi-Ballettchef Sergej Filin

(Foto: dpa)

Plötzliche Klarheit im Drama am Bolschoi-Ballett in Moskau: Nach dem Säureanschlag auf den Chef der weltgrößten Tanztruppe nimmt die Polizei drei Verdächtige fest, darunter einen Startänzer. Die Männer sind geständig.

Fast zwei Monate nach dem Säureangriff auf den Ballettchef des renommierten Moskauer Bolschoi-Theaters, Sergej Filin, hat die russische Polizei drei Verdächtige festgenommen. Unter den Festgesetzten sei der "35-jährige mutmaßliche Angreifer, Juri Saruzki", erklärte das russische Innenministerium, sowie ein Chauffeur namens Andrej Lipatow.

Der dritte Festgenommene ist Solotänzer Pawel Dmitritschenko. Er hat im Bolschoi unter anderem die Titelrolle in "Iwan der Schreckliche" getanzt - und war der Drahtzieher. Das teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die drei Männer seien geständig. Der Chauffeur Andrej Lipatow habe Saruzki zum Tatort gefahren. Die Ermittlungen zu den Einzelheiten der Vorgänge vom 17. Januar würden fortgesetzt, teilte die Polizei weiter mit. Jetzt geht es vor allem darum, die Motive zu klären.

Bereits am Morgen hatte die Polizei die Wohnung von Dmitritschenko durchsucht. Der Startänzer soll im Clinch mit Filin liegen, weil der Ballettchef seiner Ehefrau Angelina Woronzowa Traumrollen verwehrt habe. Der Tänzer war im Jahr 2002 an das Theater gekommen und war in mehreren Hauptrollen zu sehen.

Filin sagte, er wisse, wer für den Angriff verantwortlich sei

Das Bolschoi-Theater hatte am Dienstag zunächst von einer Festnahme berichtet, bis dahin war aber unklar, um wen es sich dabei handelte. Gleichwohl sei die Festnahme "eine gute Nachricht" für das Ensemble und ein Zeichen dafür, dass die Ermittler "jemandem auf der Spur" seien, sagte die Bolschoi-Sprecherin Jekaterina Nowikowa RIA Nowosti.

Ballett-Chef Sergej Filin hatte in Interviews mehrfach gesagt, er wisse, wer für den Angriff auf ihn verantwortlich sei. Natürlich handle es sich bei demjenigen, der den Angriff ausgeführt und bei denen, die ihn angeordnet hätten, "um verschiedene Leute", sagte er im Februar im russischen Fernsehen.

Ein maskierter Angreifer hatte Filin Mitte Januar Säure ins Gesicht geschüttet. Der frühere Weltklassetänzer erlitt Verätzungen dritten Grades im Gesicht und an den Augen. Derzeit wird er in einer Klinik in Aachen behandelt. Sein Gesundheitszustand soll sich langsam bessern.

Der 42-jährige Filin nannte seine berufliche Position und Rivalitäten an dem Theater als Gründe für den Angriff. Die Moskauer Polizei ging ebenfalls von einem beruflichen Hintergrund als Motiv aus. Bolschoi-Sprecherin Nowikowa versicherte aber, sie wisse nichts über Konflikte zwischen Filin und Dmitritschenko. Nowikowa äußerte zudem die Hoffnung, dass Filin bis zum Sommer wieder arbeiten könne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: