Süddeutsche Zeitung

Sachsen-Anhalt:Eltern zogen mit Kinderleiche um

Ein junges Ehepaar hat seinen zweijährigen Sohn verhungern lassen - und dessen Körper in einer Tonne versteckt.

Gegen den Vater und die Mutter des an Unterernährung gestorbenen Benjamin wurde Haftbefehl erlassen. Der Vorwurf lautet auf Totschlag durch Unterlassung, wie ein Polizeisprecher mitteilte.

Den Fall in Schlagenthin bei Genthin im Jerichower Land hatte eine Amtsärztin ins Rollen gebracht: Die Medizinerin hatte bei der Untersuchung eines anderen Kindes der Familie deutliche Symptome von Vernachlässigung, Unterernährung und Verschmutzung festgestellt und daraufhin die Polizei alarmiert.

Bei einem Ortstermin bemerkten Beamten, dass eines der insgesamt sechs Kinder der Familie fehlte. In der Vernehmung habe die Mutter gestanden, dass der im April 2003 geborene Junge im Frühjahr 2005 gestorben sei, teilte der Polizeisprecher mit. Bei der Durchsuchung des Grundstücks fanden die Beamten schließlich die verweste Leiche des zweijährigen Kindes doppelt verpackt in Kunststoffbeutel und Jutesack in einer Mülltonne auf dem Grundstück der Eltern. Wie die Obduktion ergab, ist der zweijährige Junge verhungert.

Auf dem Dachboden "zwischengelagert"

Mittlerweile steht fest, dass der kleine Benjamin nicht in Schlagenthin gestorben ist, wie die Staatsanwaltschaft weiter berichtete. Die 26 Jahre alte Mutter und ihr 28-jähriger Ehemann seien mit der Familie erst im August in die Gemeinde gezogen. Bei der Vernehmung hätten beide ausgesagt, die Leiche zunächst auf dem Dachboden ihrer alten Wohnung im Ort Stresow "zwischengelagert" zu haben. Im neuen Wohnort Schlagenthin wollten sie abwarten, bis der kleine Körper skelettiert sei, ehe sie ihn vergraben.

In jüngerer Vergangenheit hatten wiederholt Fälle von Kindern, die unterernährt und vernachlässigt gestorben waren, für Aufsehen gesorgt.

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dpa
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